China: Riesenreich mit vielerlei Außengrenzen

Eine EU-Untersuchung verfolgte das Ziel, die Vorurteile umzukehren, unter denen die an Chinas Grenzen lebenden Völker zu leiden haben. Während die Menschen dort im Allgemeinen als rückständig betrachtet werden, verfolgte das Team einen entgegengesetzten Standpunkt und hob den historischen Handel sowie die modernen grenzüberschreitenden Beziehungen und die wirtschaftliche Entwicklung hervor.

China hat Landesgrenzen zu vierzehn Nachbarländern. Sowohl in der öffentlichen Wahrnehmung Chinas als auch im Westen sind die entlang dieser Grenzen lebenden Völker lange als stammeszugehörig, rückständig oder aufsässig angesehen worden.

Das EU-finanzierte Projekt NEIGHBOURING (Neighbouring China. Ancient crossroads, new connections, and the dynamics of Asian regionalism) verfolgte das Ziel, derartige Wahrnehmungen zu reflektieren und sie einer Gegenüberstellung mit dem alltäglichen nachbarschaftlichen Leben an Chinas Grenzen zu unterziehen, das in langjährigen historischen Zusammenhängen, deren Brüchen und Kontinuitäten verwurzelt ist. Ziel des Vorhabens war es, unter Einsatz ethnografischer Methoden die komplexen Verwicklungen aufzuzeigen, welche die Lebensgrundlagen der Grenzgemeinden vor dem Hintergrund von Chinas Öffnung und der Wiederbelebung des grenzüberschreitenden Austauschs charakterisieren.

Die Resultate zeigen, dass sich dieser Austausch den Weg entlang bestimmter Bergrouten bahnt, welche das Forschungsteam als “Pfade” konzeptualisiert hat. Ein weiteres Konzept, das sich bei dieser Arbeit abzeichnet, ist das “zweite Leben der Entwicklung”, das die weitgehend unbeabsichtigten Nebenwirkungen von Entwicklungsprojekten in der Region beschreibt. Aus der Anwendung dieser konzeptuellen Werkzeuge ergaben sich die Realitäten des Lebens in den Grenzregionen, die bislang ungeklärt geblieben waren. Das NEIGHBOURING-Projekt unterstützte die Loslösung von bestimmten langjährigen Vorurteilen gegenüber abgelegenen Gemeinden entlang der chinesischen Grenze und lieferte überdies neue Erkenntnisse über das moderne kosmopolitische Leben in diesen Regionen.

Die Arbeiten umfassten zwei dreimonatige Phasen an Feldarbeit in China, Kirgisistan und Tadschikistan, wobei man die grenzüberschreitenden Beziehungen und den Wandel während der letzten zehn Jahre bewertete. In einem weiteren Abschnitt verglich man die Felddaten mit früherer Forschung in Nepal. Die Forscher legten die Ergebnisse in Form von Vorträgen, Forschungsarbeiten und eines Sammelbands (im Erscheinen) vor.

veröffentlicht: 2016-02-10
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