Silicen ist ein neues Halbleitermaterial, das die Eigenschaften von
Silizium und Graphen kombiniert. Es ist einer der aussichtsreichsten
Kandidaten für die Herstellung noch kleinerer elektronischer Schaltungen
für zukünftige Smart Devices.
"Elektronik wird derzeit in vielen Schichten aus Siliziumatomen
eingebettet. Wenn man sie in einer einzigen Schicht herstellen könnte,
so wäre es möglich, sie auf viel kleinere Größen zu schrumpfen,
Leistungsverluste zu reduzieren und die Geräte gleichzeitig
leistungsfähiger und energieeffizienter zu machen", erklärte Dr.
Athanasios Dimoulas, Koordinator des EU-Projekts
2D-NANOLATTICES.
Graphen ist eine
interessante Substanz, weil sie in einer einzigen Atomschicht vorkommt,
aber nicht über die "Energielücke" verfügt, von der Halbleiter
gekennzeichnet sind. Silicen, eine zweidimensionale Form des Siliziums,
bringt seine Halbleitereigenschaften in die Welt der 2D-Materialien. Das
Problem mit Silicen besteht jedoch darin, dass es sich bei Kontakt mit
anderen Stoffen, wie Metallen, verändert.
100-fach verkleinerte Elektronik
Für die Forscher hat es sich als eine schwierige Aufgabe erwiesen,
Elektronik in eine einzige Silicenschicht zu verdichten und dabei die
elektronische Leistung zu bewahren – zumindest bislang. Dem Projekt
2D-NANOLATTICES ist eine weltweit bedeutende Innovation gelungen, indem
man aus dem Material einen Feldeffekttransistor (FET) herstellen konnte,
der bei Raumtemperatur betrieben wird.
FETs sind ein wichtiges Element in elektronischen Schaltungen. Sie
in nur eine Schicht aus Siliziumatomen (in Silicenstruktur) einzubetten
und die Schicht, die auf einem Silbersubstrat kultiviert wurde,
anschließend in eine Schicht zu übertragen, die einer neutraleren
Substanz, Siliziumdioxid, hergestellt wurde, ist ein beachtlicher
Erfolg. "Versuche haben gezeigt, dass die Leistung von Silicen auf einem
nicht-metallischen Substrat sehr, sehr gut ist", freute sich Dr.
Dimoulas vom
Demokritos, Griechenlands Nationalem Zentrum für wissenschaftliche Forschung.
"Dass wir diesen einen Transistor aus nur einer einzigen Schicht
eines Materials wie Silizium herstellen konnten, ist nie zuvor
geschehen, und das ist wirklich etwas, das als Durchbruch bezeichnet
werden kann. Auf der Grundlage dieser Leistung könnte es möglich sein,
die Transistoren in vertikaler Richtung um das Hundertfache zu
verkleinern", fügte Dr. Dimoulas hinzu.
Das Potenzial erkennen
Nun, da der Transistor vertikal in nur eine zweidimensionale
Atomschicht geschrumpft werden konnte, wäre es auch möglich, die
Abmessungen seitwärts zu verringern. Dies würde bedeuten, dass die
gleiche Fläche eines Chips bis zu 25-mal mehr Elektronik aufnehmen
könnte, berechnete Dr. Dimoulas.
Zudem können durch die Verwendung eines einzigen, schmalen Kanals
zur Übertragung von elektrischem Strom Leistungsverluste reduziert
werden, ein Problem, über das sich die Halbleiterbranche bereits seit
einiger Zeit den Kopf zerbricht: Wie kann man Geräte noch kleiner
machen, ohne dass sie überhitzen und an Leistung verlieren?
Für die Chiphersteller sind das gute Nachrichten, denn mit dem
Aufkommen der 5G-Mobilfunknetze wird der Wettbewerb um die nächste Welle
der Kommunikationstechnologien immer härter.
Das Projekt 2D-NANOLATTICES erhielt Finanzierung in Höhe von 1.630.000 EUR aus dem RP7 (im Bereich
Künftige und neu entstehende Technologien) und lief vom 1. Juni 2011 bis zum 31. August 2014. Es waren sechs
Partner aus vier EU-Ländern beteiligt.