Natürliche
Materialien interagieren mit elektromagnetischer Strahlung aufgrund
ihrer Ladung, auch wenn sie insgesamt neutral sind. Allerdings finden
auch Wechselwirkungen mit elektromagnetischer Strahlung aufgrund des
Spins statt, einer grundlegenden Eigenschaft von Elementarteilchen.
Insbesondere haben einige Atome einen Netto-Spin oder ein magnetisches
Moment und werden daher als magnetisch bezeichnet.
Metamaterialien sind künstlich hergestellte Materialien mit
einzigartigen und interessanten Eigenschaften, die nicht in der Natur
vorkommen. Die Schaffung von künstlichen Strukturen in magnetischen
Materialien könnte die Tür für bisher nicht denkbare Eigenschaften,
Funktionen und Anwendungen öffnen, einschließlich magnetfeldgesteuerter
nichtflüchtiger elektromagnetischer Geräte. Mithilfe von EU-Mitteln
konnten die Wissenschaftler des Projekts NOWAPHEN ("Novel wave phenomena
in magnetic nanostructures") die Grenzen von Magnetismus und seiner
Anwendungen verschieben.
Magnons sind kollektive Anregungen der Elektronenspinstruktur in
einem Kristallgitter. Magnonische Kristalle sind Metamaterialien, die -
analog zu photonischen Kristallen mit einem Frequenzbereich, in dem
Lichtwellenausbreitung unmöglich ist (die Bandlücke) - eine periodische
Struktur besitzen, die eine Spinwellenausbreitung in eingeschränkten
Bereichen unterbindet.
Die Wissenschaftler von NOWAPHEN führten mittels multilateralen
Transfers von Wissen und Know-how eine Vielzahl von innovativen
Proof-of-Concept-Studien durch, um den Grundstein für die zukünftige
Entwicklung von magnonischen Metamaterialien zu legen. Ihre Forschung
deckten Bereiche wie Spintronik, Magnonik, Elektromagnetik und
Mikrowellenelektronik ab.
Zahlreiche beispiellose Ergebnisse und eine Fülle von Publikationen
belegen den Erfolg des Projekts. Zu den Höhepunkten gehören neue
Charakterisierungsmethoden für die Untersuchung magnonischer Geräte und
magnetischer Eigenschaften an Schnittstellen. Die Wissenschaftler
entdeckten verbesserte Spinwellenübertragung in Nanodrähten mit einem
zickzackartigen Magnetisierungszustand. Dies ebnet den Weg zur
Ausnutzung von Effekten auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit in einem
magnonischen Geschwindigkeitsmodulationstransistor. Das Team entdeckte
auch eine neue Form der magnetischen Anisotropie und eine neue Klasse
von nicht-reziproken Spinwellenphänomenen bei metallisierten
magnonischen Kristallen.
Magnonik und Magneto-Photonik stehen an der Schwelle zu einer neuen
Ära von Entdeckungen und magnetischen Geräten mit Wellensteuerung in
Feststoffen, die weit über die von Photonik und Plasmonik hinausgehen.
In NOWAPHEN haben Wissenschaftler das Wissen und das Verständnis
wesentlich erweitert und so einen wichtigen Beitrag zur europäischen
Spitzenleistungen in einem Feld geleistet, das von großer
sozioökonomischer Bedeutung sein kann.