Diamanten für die Mikroelektronik
Der Wert eines Diamanten muss nicht unbedingt etwas mit der Größe zu tun haben, zumindest für Wissenschaftler nicht. Nanokristalliner Diamant (NCD) ist Silizium für den Einsatz in mikroelektromechanischen Systemen (MEMS) überlegen und wurde für neuartige MEMS-Bauelemente genutzt, was in der Industrie auf großes Interesse stieß.
Die Widerstandsfähigkeit von Diamanten gegen elastische (reversible)
Formänderungen unter Belastung (hohen Elastizitätsmodul) ermöglicht
Resonatoren für sehr hohe Frequenzen und mit hohen Qualitätsfaktoren.
Außerdem stellt die Kompatibilität von NCD mit silizium-komplementärer
Metalloxid-Halbleiter-Technologie einen wesentlichen Vorteil gegenüber
vielen anderen MEMS-Materialien dar.
Im Rahmen des EU-geförderten Projekts DIAMEMS
("Microelectromechanical systems from nanocrystalline diamond") haben
Wissenschaftler NCD-Produktion und -Glättung optimiert. Die Fähigkeit,
glatten und einheitlichen NCD für große Flächen und mit Eigenschaften
von bulk-Diamant zu produzieren, könnte die Kosten für derzeitige
Anwendungen mit bulk-Diamant reduzieren. Außerdem könnte dadurch neuen
Anwendungen außerhalb des MEMS-Bereichs der Weg geebnet werden, etwa für
tribologische Beschichtungen.
Eine optimierte Keimbildung und chemische Dampfabscheidung bei
relativ niedrigen Temperaturen (400 Grad Celsius) führten zu
einheitlichen NCD-Filmen mit Dicken von 30 nm. Die Glättung mit zu sehr
niedrigen Rauheitswerten mittels chemisch-mechanischem Polieren wurde in
einer viel beachteten Publikation beschrieben.
Die Integration von Aluminiumnitrid (AlN), einer in der
Mikroelektronik weit verbreiteten Keramik, wurde auf zwei verschiedene
Arten bewerkstelligt. Die erste, eher traditionelle Methode der Bildung
von AlN auf der polierten NCD-Oberfläche führte zu
Oberflächenschallwellenvorrichtungen (häufig als Hochfrequenzfilter oder
Oszillatoren verwendet) für Frequenzen oberhalb von 15 GHz. Sie wurden
als hochpräzise Drucksensoren für besonders raue Umgebungen präsentiert
und führten zu Investitionen durch ein sehr großes
Telekommunikationsunternehmen. Hierzu wurden drei weitere Artikel
veröffentlicht.
Im zweiten Verfahren wurde die Spannungsdifferenz zwischen der
Oberfläche der NCD-Samen und der Bulk-Abscheidungslösung
(Zeta-Potential) manipuliert. Durch das Entfernen des
Planarisierungsschritts lassen sich die Kosten erheblich reduzieren.
Dieser Ansatz führte zur Demonstration von Hochfrequenz-MEMS und
Insgesamt führten die Arbeiten an AlN und NCD zu sechs Publikationen.
Das Dotieren oder die Zugabe von Verunreinigungen wie Bor können aus
NCD einen der besten elektrischen Isolatoren an einem Supraleiter
machen. Untersuchungen zur Verwendung dieses Phänomens bei MEMS führten
zur Demonstration eines supraleitenden Nanoresonators und einer weiteren
Veröffentlichung.
DIAMEMS demonstrierte in vollem Umfang die Verwendbarkeit von
nanoskaligem Diamant in elektronischen Geräten und ebnete den Weg für
große Kosteneinsparungen in einer Reihe von Bereichen. Wie an den großen
Investitionen der Industrie in die weitere Entwicklung zu sehen, werden
die Ergebnisse wichtige sozioökonomische Implikationen haben.
veröffentlicht: 2015-03-25