Ein EU-finanziertes Projekt baut ein gemeinsames theoretisches Rahmenwerk auf, das Auffassungen vereint, die aus physikalischen, chemischen und mathematischen Untersuchungen abgeleitet werden, um die komplexe Dynamik in den Wechselwirkungen zwischen Laser und Materie beschreiben.
Die Wissenschaft der Attosekunden hat die Tür zur Echtzeitbeobachtung
und Zeitbereichssteuerung der Elektronendynamik im atomaren Bereich
aufgestoßen. Das Studium der Elektronenkorrelation, d. h. der
Wechselwirkungen zwischen den Elektronen, durch ultrakurze Laserimpulse
eignet sich ideal zur Untersuchung von sowohl Quantenkonzepten als auch
klassischen Ansätzen. Die unter Nutzung beider Rahmenwerke erzielten
Resultate können mit neuesten experimentellen Ergebnissen verglichen
werden.
Der Hauptvorteil der klassischen Annäherung an die Quantenmechanik
ist jedoch das dem Energiegesetz entsprechende Skalieren der Darstellung
der Elektronenkorrelation mit der Systemgröße. Vor diesem Hintergrund
wollte das von der EU finanzierte Projekt "Transition states for
multielectron ionization phenomena" (
TRANS-MI)
die atomaren und molekularen Prozesse innerhalb der starken
Wechselwirkungen zwischen den Elektronen mit den Werkzeugen der
nichtlinearen Dynamik und chemischen Physik untersuchen. TRANS-MI hat
insbesondere den Aufbau eines Rahmenwerks analog zur
Übergangszustandstheorie für chemische Reaktionen zum Ziel. Auf diese
Weise soll das Verständnis in Bezug auf die Rolle der
Elektroneninteraktionen unter Einwirkung von starken ultrakurzen
Laserimpulsen weiter verbessert werden.
Die Wissenschaftler fanden die Prozesse heraus, die für die von
erneuten Kollisionen angetriebene nichtsequentielle Doppelionisation bei
Vorhandensein eines starken, zirkular polarisierten Laserfelds
verantwortlich sind. Auf Grundlage dieser Resultate konnten sie außerdem
beweisen, dass einige der wichtigsten periodischen Orbits, welche den
Prozess der Rekollision antreiben, direkt mit der Erzeugung zirkular
polarisierter Harmonischer hoher Ordnung verknüpft sind. In Anbetracht
der Tatsache, dass das konventionelle Rekollisionsszenario auf
widersprechenden Hypothesen beruht, wurde ein rein klassisches Szenario
der Rekollision konstruiert. Dieses modifizierte Szenario stützte sich
auf einen bestimmten periodischen Orbit, der den Rekollisionsprozess
antreibt.
Eine weitere Aufgabe bestand darin, die Dynamik innerhalb des
Übergangszustands für die Wasserstoffaustauschreaktion zu untersuchen.
Da die Energie zunimmt, wird die Dynamik innerhalb des Übergangszustands
zunehmend chaotisch. Die Forscher fanden heraus, dass der
Übergangszustand zunächst seine normale Hyperbolizität verliert und sie
dann überraschenderweise wiedergewinnt. Deshalb sollten die wichtigen
Phasenraumstrukturen der Übergangszustandstheorie an den höchsten
Energien oberhalb des Schwellenwerts existieren.
Die TRANS-MI-Mitglieder organisierten Workshops und
Schulungsveranstaltungen zu einer Auswahl von Themen, um einer neuen
Forschergeneration einen multidisziplinären Hintergrund zu verschaffen.
Die Projektresultate sind in Fachjournalen veröffentlicht worden.