Ermüdungsprüfung für Komposite
Faserverstärkte Kunststoffe (Fibre-reinforced plastics, FRP) sind der Grundbaustein zahlreicher Strukturkomponenten aus Luft- und Raumfahrt, die mit gestapelten Konfigurationen hergestellt werden. EU-finanzierte Wissenschaftler haben umfassende Tests und numerische Modellierungen vorgenommen, um kritische Versagenskriterien zu ermitteln.
Aus einer Polymermatrix hergestellte, mit Fasern verstärkte Komposite
haben in zahlreichen Sektoren eine wichtige Rolle bei der Verringerung
der Umweltbelastung gespielt. Sie reduzieren das Gewicht vieler Bauteile
und Systeme und weisen überdies ausgezeichnete mechanische
Eigenschaften auf.
Die zunehmende Verbreitung von faserverstärkten Kunststoffen in
sicherheitskritischen Bauteilen ist Ausdruck der Notwendigkeit von
modernen und hochgenauen Test- und Fehlerkriterien. Das EU-finanzierte
Projekt MIFACRIT legte den Grundstein für einen Methoden-Werkzeugkasten
für beschleunigte mehrachsige Ermüdungstests mit höchstgenauen
Fehlerkriterien. Schwerpunkt waren einlagige und mehrlagige
sandwichförmige oder gestapelte Komposite für die Luft- und
Raumfahrtindustrie.
Eine mehrachsige Ermüdungsbelastung ist, wie es der Name schon sagt,
eine Belastung entlang von mehr als nur einer der drei Achsen des
rechtwinkligen (kartesischen) Koordinatensystems. Bislang gingen die
meisten Diskussionen zyklischer Belastungen von uniaxialer Belastung
aus. Im wirklichen Leben unterliegen jedoch viele Systeme wie etwa
rotierende Wellen und zahllose Fahrzeug- und Flugzeugteile einem
mehrachsigen Zustand der zyklischen Beanspruchung.
MIFACRIT untersuchte diese Situation für den Fall der
faserverstärkten Kunststoffe. Seine große Stärke ist das Zusammenspiel
zwischen umfassenden Experimenten und modernen rechnerischen Methoden
unter Einsatz von Simulationen aus der Bruch- und Schädigungsmechanik.
Materialtests vereinten eine viskoelastische Charakterisierung unter
konstanter Belastung und Stresstests bei zyklischer Belastung. Sowohl
die Temperatur- als auch die Frequenzparameter wurden variiert. Die
zweistufige mathematische Modellierung erfasste sowohl lokale als auch
globale Beschreibungen. Die Resultate der Simulationen wurden mit den
experimentellen Werten auf eine reiterative Weise verglichen, um eine
Feinabstimmung der Modelle vorzunehmen. Man bestimmten die
Schwellenwerte für die verschiedenen Kriterien.
MIFACRIT entwickelte die Verfahrensweise zur Erfassung der
elastischen Eigenschaften sowie des Fehler- und Schädigungsverhaltens
der faserverstärkten Kunststoffe durch Bewertung mechanischer Effekte
innerhalb der Mikrostruktur unter verschiedenen Belastungsbedingungen.
Eine weitere Optimierung wird die Zuverlässigkeit der bewerteten
Eigenschaften erhöhen und eine genaue Vorhersage der Lebensdauer von
faserverstärkten Kunststoffen unter mehrachsigen Lastbedingungen
gewährleisten. Das wiederum wird eine schnellere Fertigung hochwertiger,
sicherheitskritischer Bauteile ermöglichen.
veröffentlicht: 2015-03-16