Ein Blick ins Innere von Materialien
Ein EU-finanziertes Projekt untersucht das zeitliche Verhalten der Elektronendynamik in Schüttgütern. Die Nutzung von ultraschnellen Impulsen (Attosekunden) zur Prüfung von Elektronenenergiebändern könnte die Eröffnung eines neuen Bereichs der Physik kondensierter Materie markieren.
Während des letzten Jahrzehnts führte die Attosekundenphysik zu
umfangreichen theoretischen Bemühungen um numerische Vorhersagen für
Modelle zur Licht-Materie-Wechselwirkung und Elektronendynamik in
Atomen. Bisher wurden die Untersuchungen an Atomen, Molekülen und den
Oberflächen von Feststoffproben durchgeführt. Das EU-geförderte Projekt
ATTOTRON ("Attosecond electron processes in solids") will
Attosekundenstrahlung einsetzen, um die dynamischen Eigenschaften von
Schüttgütern zu untersuchen.
Ähnlich wie die Mikrowellenstrahlung können Infrarot- und optische
Felder die physikalischen Eigenschaften von Breitbandmaterialien wie
etwa die in Halbleitertechnologien verwendeten Dielektrika verändern.
Insbesondere ultrakurze Laserpulse ermöglichen eine beschädigungsfreie
Bestrahlung und wesentliche Veränderungen des elektronischen Systems von
Dielektrika. Außerdem lassen sich Dielektrika durch solche stark und
zeitlich begrenzten Felder von einem Isolator zu einem Leiter umwandeln.
ATTOTRON bietet die Möglichkeit, die elektronische Struktur von
Dielektrika und ihre Fähigkeit, mit Nahinfrarot-Laserstrahlung im
Teilfemtosekundenbereich polarisiert zu werden, zu manipulieren. Die
Untersuchungen zu Halbleitern sollen ein tiefes Verständnis der Dynamik
der sichtbaren Elektronenanregung und die ultraschnelle Kopplung von
Elektronen- und Nuklear-Kinetik liefern. In Zusammenarbeit mit
Theoretikern wird ein theoretischer Rahmen für die Analyse von im neu
erstellten Versuchsschema aufgezeichneten Daten entwickelt.
Der elektronische Femtosekunden-Transfer bildet die Grundlage der
modernen Siliziumtechnologie und damit den Grundstein für
Maschinenintelligenz und Kommunikationstechnologien. ATTOTRON-Studien zu
Steuerung und Beobachtung des zeitlichen Verhaltens von Elektronen
sollte wichtige Einblicke in die Bandstrukturen und Trägerdynamik von
Schüttgütern liefern. Die Erkenntnisse zur ultraschnellen
Elektronendynamik in Siliziumdioxid wurden in einer Fachzeitschrift
veröffentlicht.
veröffentlicht: 2015-03-12