In Kernkraftwerken werden viele Metallstrukturen verwendet, die oftmals aus ungleichen Metallen bestehen, welche zusammengeschweißt werden müssen. Wissenschaftler entwickeln die Grundlage für derzeit noch nicht vorhandene standardisierte Tests dieser Schweißmaterialien, um eine zu konservative und kostspielige Inspektion zu vermeiden.
Der Reaktorbehälter, der den Reaktorkern und das Kältemittel umschließt,
besteht üblicherweise aus einem anderen Typ Stahl als manche
Anschlussleitungen. Die Leistung dieses ungleichen Schweißmaterials ist
von größter Bedeutung für die Sicherheit von Kernkraftwerken. Ein Mangel
an standardisierten Tests für dieses Schweißmaterial sowie dessen
kritische Bedeutung machen äußerst konservative Entscheidungen
hinsichtlich der strukturellen Materialbedingungen erforderlich.
Als Reaktion auf die Erfordernis an Integritäts- sowie
„Leck-vor-Bruch“-Überprüfungen initiierten Wissenschaftler das
EU-geförderte Projekt „Structural performance of multi-metal component“ (
MULTIMETAL).
Die Wissenschaftler sammelten Einsatzdaten und Erkenntnisse von
typischem ungleichen Schweißmaterial in westeuropäischen und
östeuropäischen Leichtwasserreaktoren. Die Wissenschaftler beschrieben
dessen physikalische und metallurgische Eigenschaften sowie
Verhaltensweisen, was zum Entwurf zweier Testkonfigurationen für
ungleiches Schweißmaterial führte. Ein dritte Testkonfiguration zum
Vergleich der Bruchfestigkeit ist in Vorbereitung.
Die intakten Modelle wurden unter Verwendung mikrostruktureller
Untersuchungen, Härtemessungen sowie Zerreißversuchen genau beschrieben.
Verschiedene Bruchmodelle werden derweil ebenfalls für eine
Beschreibung vorbereitet. Parallel zu dem umfassenden
Materialtestprogramm entwickelt das Team unter Anwendung
mikromechanischer Modellierungsansätze für Prozesse bei duktilen Brüchen
numerische Analysen. Die Kombination experimenteller Datensammlungen
mit der Entwicklung von Modellen wird den Wissenschaftlern die
Gestaltung vereinheitlichender Verfahren ermöglichen.
Das oberste Ziel des MULTIMETAL-Projekts ist die Bereitstellung von
Empfehlungen zur Messung der Bruchzähigkeit von ungleichem
Schweißmaterial sowie zur Bewertung des „Leck-vor-Bruch“-Verhaltens.
Durch die Schaffung einer technischen Grundlage für harmonisierte
europäische Standards für Mulitmetallkomponenten schließt das
MULTIMETAL-Projekt eine klaffende Lücke und leistet einen großen Beitrag
für die Zukunft der Nuklearenergie in der EU.