Wärmeübertragung in Kunststoffen
Üblicherweise bestimmt man das Verhalten von Kunststoffteilen unter starker Erwärmung in umfassender empirische Arbeit, die zeitaufwendig und kostenintensiv ist. EU-finanzierte Forscher entwickelten nun anhand von immer mehr numerischen Simulationen einen systematischeren Ansatz zur Vorhersage von deren operativer Effizienz.
Ein kritischer Aspekt des im Rahmen des Projekts "Determination of heat
transfer coefficients by inverse methods" (HTC) entwickelten Ansatzes
war der Nachweis der Wärmeübertragung auf der Oberfläche von
Kunststoffteilen. Zur Berechnung der Wärmeübertragungsbedingungen müssen
sowohl die Oberflächentemperatur als auch die Wärmestromdichte
abgeschätzt werden. Diese Eigenschaften sind direkt aus Messungen nur
schwer zu ermitteln.
Vor diesem Hintergrund gestatten die von den HTC Forschern
entwickelten inversen Methoden eine Schätzung der Randbedingungen
ausgehend von der Temperaturhistorie im Inneren des Festkörpers. Das
Prozedere umfasst im Einzelnen Messungen des Temperaturverhaltes
innerhalb des bestimmten Teils, die anschließend in Wärmestromdichte und
die Temperatur an der Oberfläche umgerechnet werden.
Diese sogenannte inverse Wärmeleitungsmethode führt zu einem
schlecht gestellten Problem, das nicht die Kriterien für die Existenz,
Eindeutigkeit und Stabilität der Lösung erfüllt. In der Vergangenheit
unternahm man viele Anstrengungen, um eine Lösung zu finden, die genau
und gegenüber dem in den Temperaturmessungen enthaltenen Rauschen
unempfindlich ist. DaÜberdies betrafen die untersuchten Probleme
ausschließlich die Schätzung der Grenzwärmestromdichte und der
Temperatur.
Das HTC-Team konzentrierte sich auf die
Wärmedurchgangskoeffizienten, welche den Wärmetransport durch die
Festkörperoberfläche kennzeichnen. Sie behandelten das Problem der
Schätzung von raum-, zeit- und temperaturabhängigen Koeffizienten sowohl
als lineares als auch als nichtlineares Problem. Um zu einer
physikalisch realistischen Lösung zu gelangen, wurde ein neues
Regelungsverfahren, das konjugierte Gradientenverfahren, angewandt.
Man führte eine Reihe von Rechenexperimenten durch, um die
Wirksamkeit des Verfahrens zur Unterdrückung der Empfindlichkeit
gegenüber dem Rauschen in der berechneten Lösung zu verifizieren. Die
zunächst in Bezug auf Probleme, die sich aus der Gestaltung von
Polymerstrukturen und -produkten ergeben, bewertete HTC-Forschung wird
nun in Hinsicht auf Metallguss- und Rippenrohrwärmetauscher fortgesetzt.
Es bleiben beträchtliche Forschungsaufgaben, die in Bezug auf die
Theorie inverser Probleme zu lösen sind, die ersten Schritte wurden
jedoch bereits getan. Zudem ist zu erwarten, dass weitere Anwendungen
durch die enge Zusammenarbeit mit HTC-Industriepartner ermittelt werden.
Die Übernahme effizienter Rechenverfahren wird die Wettbewerbsfähigkeit
der europäischen Industrie positiv beeinflussen.
veröffentlicht: 2015-02-13