Zerstörungsfreie Kontrolle von Einzelatomen
Es ist nur etwa 10 Jahre her, seit bahnbrechende Experimente zu Quantengasen durchgeführt wurden, die von Laserstrahlen eingefangen worden waren. Heute haben Wissenschaftler die Weichen zur Anwendung eines hochsensiblen Verfahrens gestellt, mit dem die Drehung eines einzelnen Atoms in einem solchen System manipuliert werden kann.
Ein optisches Gitter ist ein periodisches optisches Potenzialfeld
(dieses verfügt über räumlich abhängige potenzielle Energie), das durch
die Interferenz entgegenkommender Laserstrahlen entsteht. Die Dynamiken
ultrakalter Atome in optischen Gittern ähneln sehr stark denen in
Solid-State-Systemen, weisen jedoch eine höhere Reinheit, Regelmäßigkeit
und Abstimmbarkeit auf. Dies macht optische Gitter zu einem fruchtbaren
Testboden für die interessantesten Prognosen in der Quantentechnik.
Durch EU-Unterstützung des Projekts „Quantum control: Manipulating
and interfacing selected atoms in optical lattices with light“
(QNDLATTICE) machten sich Wissenschaftler an die Arbeit, Untersuchungen
zu ultrakalten Atomen in optischen Gittern mit zerstörungsfreien
(Quantum Non-Demolition (QND)) Messungen zu kombinieren. QND-Messungen
nutzen die Interaktion von Licht mit den atomischen Zuständen in
optischen Gittern. Sie ermöglichen die Beobachtung eines Quantensystems,
ohne dieses aufgrund von Interferenzen durch das Messgerät selbst zu
ändern.
Die optische Abbildung eines einzelnen Gitterplatzes wurde kurz vor
Gewährung der Reintegrationsprämie erreicht, der optische Ansatz ist
jedoch kostenintensiv und technisch äußerst anspruchsvoll. Während der
Reintegrationsphase fokussierten sich die Forscher auf die QND-Erkennung
und -Manipulation im optischen Gitter. Abgesehen davon, dass dieses
Verfahren einfacher ist, ist es ebenfalls sensibler, da es eine
Geschwindigkeit nutzt, die relativ einfach zu kontrollieren ist.
Aufgrund des Mangels an theoretischem Hintergrundwissen hinsichtlich
der Verschmelzung der beiden einzelnen Fachgebiete, entwickelte die
QNDLATTICE-Gruppe den erforderlichen Simulationscode. Dies ermöglichte
den Wissenschaftlern die Erstellung und Veröffentlichung neuer
Architekturen für skalierbare Quantenberechnungen, für die Atomtronik
und für die Kontrolle vieler Aggregatszustände unter Anwendung von
QND-Messungen. Die Entwicklung eines neuen Lasersystems zur
QND-Abbildung ultrakalter Atome führte zur erstmaligen Untersuchung
solcher Atome in optischen Gittern unter Nutzung der Faraday-Interaktion
(zwischen Licht und einem magnetischen Feld).
Die experimentelle Grundlage und das theoretische Hintergrundwissen
zur QND-Manipulation einzelner Plätze in einem optischen Gitter wurden
geschaffen. Das Ziel soll innerhalb von einem halben Jahr nach dem Ende
des Projekts erreicht werden. Der Zugang zu einer kostengünstigen und
relativ einfach zu handhabenden experimentellen Umgebung für die
Manipulation der Drehung einzelner Atome wird ein neues Fenster in die
Welt der Quanten öffnen. Die Umgebung wird sich in den Händen der besten
und talentiertesten Fachkräfte als unschätzbar wertvolles Tool
erweisen.
veröffentlicht: 2015-02-05