Bei Verbundwerkstoffen mit keramischer Matrix (Ceramic Matrix Composites, CMC), die expandierte Graphitfüllstoffe verwenden, handelt es sich um eine völlig neuartige Werkstofftechnologie. Innovative Mikrowellenerwärmungsverfahren verkürzen die Verarbeitungsdauer und senken den Energieverbrauch, sodass die Marktfähigkeit gesteigert wird.
Verbundwerkstoffe mit keramischer Matrix wurden bereits bei
anspruchsvollen weltraumorientierten Anwendungen im
Hochtemperaturbereich genutzt. Wie sich zeigte, könnten die
Herstellungs-, Transport- und Energiesektoren hiervon deutlich
profitieren. Die Herstellung dieser fortschrittlichen Materialien ist
derzeit allerdings kompliziert und teuer, sie macht lange
Verarbeitungszeiten erforderlich und hat einen hohen Energieverbrauch.
Die Überwindung dieser Herausforderungen, um neuen
Werkstofftechnologien den Weg zu ebnen, ist die treibende Kraft hinter
dem EU-geförderten Projekt
HELM.
Die Projektwissenschaftler untersuchen innovative
Mikrowellenerwärmungstechnologien, um diese auf kurze Sicht in
Standard-Wärmebehandlungsverfahren zu integrieren und schließlich als
Ersatztechnologie zu etablieren.
Mikrowellenerwärmungstechnologien versprechen eine Reduzierung der
Behandlungsdauer um mindestens 60 % und des Energieverbrauchs um 50-60
%, wodurch weitere Kosteneinsparungen möglich sind. Bei den untersuchten
konventionellen Verfahren handelt es sich um die chemische
Gasphaseninfiltration (Chemical Vapour Infiltration, CVI), die flüssige
Silikoninfiltration (Liquid Silicon Infiltration, LSI), die
Graphitexpansion (Graphite Expansion, GE) sowie die Polymerimprägnierung
und Pyrolyse (Polymer Impregnation and Pyrolysis, PIP).
Es wird erstmals ein Mikrowellen-CVI-Ofen hergestellt, der komplett
aus Graphit besteht, um eine Kontamination der hergestellten Stoffe zu
verhindern. Anhand von Modellen wurde eine fundierte Beschreibung des
thermischen und elektromagnetischen Ofenverhaltens hinsichtlich der
Graphitwände erleichtert. Der Ofen im Pilotmaßstab ist annähernd
fertiggestellt.
Tests an einem bestehenden Mikrowellen-LSI-Ofen im Labormaßstab
führten zu äußerst vielversprechenden Resultaten. Die Verflüssigung des
Silikons setzte innerhalb von nur wenigen Minuten ein, wohingegen dies
in einem konventionellen Industrieofen mehrere Stunden dauert. Zum
Zwecke weiterer Tests und Optimierungen befinden sich derzeit ein
größeres System im Labormaßstab und ein System im Pilotmaßstab in der
Herstellung. Das Mikrowellen-GE-Verfahren erwies sich ebenfalls als
äußerst schnell und effektiv. Ein Ofen im Labormaßstab wird derzeit in
Zusammenarbeit mit Partnern aus der Industrie entwickelt.
Aufbauend auf dem Erfolg mit der Mikrowellen-CVI-Ofenkammer, bei der
kein Quarz zur Anwendung kommt, erfolgt die Mikrowellenerwärmung im
Rahmen des PIP-Verfahrens ohne Quarzhohlraum. Simulationen erleichterten
die Erstellung eines Entwurfs, der in der Lage war, ein einheitliches
Mikrowellenfeld zu erreichen.
Die HELM-Wissenschaftler sind auf einem guten Weg, in absehbarer
Zeit eine neuartige Mikrowellenerwärmungstechnologie zu entwickeln, die
die Behandlungsdauer und den Energieverbrauch schon im Vergleich zu
standardmäßigen Wärmeverfahren signifikant senkt. Die Verarbeitung wird
eine einfachere Herstellung von kosteneffektiveren und hochqualitativen
Verbundwerkstoffen mit keramischer Matrix sowie expandierten
Graphitfüllstoffen ermöglichen, wodurch neue Mikrostrukturen erreicht
werden können, die derzeit mit konventionellen Technologien nicht
zugänglich sind.