Senkung von Reibung und Lagerabnutzung
Bei unzähligen technischen Anwendungen kommt es zwischen sich berührenden Festkörpern zu Reibung, was die Lebensdauer mechanischer Systeme begrenzt. Da die physikalischen Mechanismen der Reibung verschiedene räumliche und zeitliche Größenordnungen überspannen können, entwickelten EU-finanzierte Wissenschaftler einen Rahmen für Mehrskalenmodellierung.
Wenn einander berührende Maschinenkomponenten sich bewegen, sind Reibung
und Abnutzung unvermeidlich. Es bestehen jedoch Möglichkeiten, die
Reibung zu reduzieren, und somit die Lebensdauer der Bauteile und
Maschinen zu verlängern sowie die Wartungszeiten zu verkürzen. In den
meisten Fällen werden Maschinen geschmiert, und die Last liegt auf dem
Schmierstoff sowie auf Oberflächenunebenheiten.
Schmierstoffe enthalten Zusatzstoffe, die sich chemisch an
Metalloberflächen binden und die Reibung reduzieren. Im Projekt
"Advanced lubrication modelling" (ALM) wurde die Bildung schützender
Schichten auf den Bauteiloberflächen bei unzureichender Schmierung
eingehend studiert. Die Wissenschaftler untersuchten, ob es möglich ist,
die chemischen Wirkungen im Nanomaßstab zusammen mit den mechanischen
Wirkungen im Mikromaßstab zu modellieren.
Die Reynolds-Gleichungen wurden angewandt, um die Druckverteilung an
Kontaktstellen zwischen Maschinenbauteilen bei verschiedenen
Schmierbedingungen zu berechnen. Bei dünnen Filmen war es wichtig, bei
der Lösung der Druckgleichungen die Oberflächenrauheit (Unebenheiten)
miteinzubeziehen. Die ALM-Wissenschaftler verfolgten einen
Homogenisierungsansatz, um die Wirkungen der Rauheit in
charakteristischen kleinen räumlichen Maßstäben festzustellen.
Es existieren verschiedene Homogenisierungsverfahren, von denen
einige recht abstrakt, andere wiederum auf industrielle Anwendungen
ausgerichtet sind. Die sogenannte Mehrskalenmethode wurde ausreichend
weiterentwickelt, um mit Sätzen von Gleichungen angewandt zu werden, die
zwei gleitende feste Oberflächen beschreiben, die über einen dünnen
Schmierfilm miteinander interagieren.
Mit einem tieferen Verständnis der Abnutzung in verschiedenen
räumlichen und zeitlichen Maßstäben erforschten die ALM-Wissenschaftler
anschließend die Möglichkeit, die Strömungsdynamik der Schmierstoffe
aktiv zu steuern. Zusammen mit industriellen Partnern wurde der Rahmen
zu Mehrskalenmodellierung eingesetzt, um die reibungsbedingten
Energieverluste bei einem neu entworfenen Hydraulikmotor zu senken.
Die Vielseitigkeit der zahlreichen im ALM-Projekt entwickelten
Simulationstools wurde außerdem mit einem Zylinderentwurf für
Schwerlast-Dieselmotoren belegt. Durch Senkung der reibungsbedingten
Energieverluste als Wärme wurde dessen mechanischer Wirkungsgrad mit
deutlichen Auswirkungen auf Kraftstoff- und Ölverbrauch gesteigert.
Die Aktivitäten der ALM-Wissenschaftler führten zu einem umfassenden
Portfolio an Werkzeugen zur Schmiermodellierung für die Industrie,
wodurch auf einzigartige, zuverlässige und kosteneffektive Weise die
Schmierung optimiert werden kann. Es wird erwartet, dass dies zu einer
attraktiven Ressource für Maschinenhersteller werden wird.
veröffentlicht: 2015-02-03