Exfoliation von Monoschichten: das Tor zur industriellen Anwendung
Am Trinity College Dublin entwickeln Professor Jonathan Coleman und sein Team eine "Gateway-Technologie" für die Materialwissenschaften, die, wenn sie erfolgreich ist, vielfältige industrielle Anwendungen in Aussicht stellen wird. Schwerpunkt der Forschungen ist die Herstellung zweidimensionaler Monoschichten aus einer Vielzahl von Materialien durch so genannte Exfoliation (Abschälen einzelner Lagen). Prof. Colemans Vortrag auf der TEDx-Konferenz wird die Technologie vorstellen und zeigen, wie man das "Wundermaterial" Graphen im Küchenmixer herstellt.
Prof. Coleman demonstrierte zuerst die Herstellung von Nanomaterialien
am Beispiel von Graphen – einer Monoschicht aus Kohlenstoff, die nur
eine Atomlage dick ist und einzigartige elektronische Eigenschaften
besitzt. Er zeigte, dass die Behandlung von in Flüssigkeit suspendiertem
Schüttgraphit mit Schallenergie Kohlenmonoschichten vom Graphitkristall
löst (Exfoliation). Dadurch entsteht eine flüssige Dispersion mit
einlagigen Graphenflocken. Im Jahr 2010 erhielt er einen ERC Starting
Grant, um das Potenzial seiner preisgekrönten Forschungen zu
demonstrieren und zu erweitern. In der Tat wäre das Gewicht eines
Elefanten auf einem Bleistift nötig, um eine Schicht aus Graphen zu
durchdringen, die nicht dicker als eine Klarsichtfolie ist.
Prof. Colemans Team wendet die Technologie nun bei vielen anderen
industriellen Materialien an, beispielsweise der Exfoliation des
metallischen Leiters Monotantalsulfid, dem Isolator Bornitrid und dem
Halbleiter Molybdändisulfid (MoS2). Alle sind Komponenten
nanoelektronischer Bauteile – von wesentlicher Bedeutung ist aber, dass
diese in flüssiger Phase verarbeitet werden. Indem sich also die
suspendierten Monoschichten auf einer Oberfläche absetzen und einen
kontinuierlichen Film bilden, wurden gestapelte Lagen aus leitfähigen,
isolierenden und halbleitenden Schichten mit kontrollierter Dicke und
klar definierten elektrischen und optischen Eigenschaften erzeugt.
Daraus lässt sich in großtechnischem Maßstab eine Vielzahl von Systemen
wie Halbleiter und Detektoren herstellen.
Und das Potenzial der Forschungen liegt nicht nur im Bereich
Elektronik. Monoschichten aus Molybdändisulfid sind 20 Mal fester als
Stahl, daher eignet es sich auch zur Verstärkung anderer Materialien wie
Kunststoffen, die ebenfalls in flüssigen Lösungsmitteln verarbeitet
werden. Prof. Colemans Team demonstrierte diesen Prozess, indem einem
häufig verwendeten Polymerkunststoff eine geringe Menge MoS2 zugesetzt
wurde, was die Festigkeit mehr als verdoppelte!
Kunststoffe sind als Strukturkomponenten allgegenwärtig - zum
Beispiel als Automobilteile. Durch Verdoppeln der Festigkeit lässt sich
die Hälfte an Material einsparen – was in erster Linie die zur
Herstellung von Kunststoffen benötigte Erdölmenge und das Gewicht
reduziert und letztendlich den CO2-Ausstoß der Kraftfahrzeuge
verringert. Prof. Colemans Forschung wird als "Gateway-Technologie"
bezeichnet, und wenn sie sich bei industriellen Anwendungen bewährt,
wird ihr Marktwert enorm sein.
Im Vorfeld seines TEDx-Vortrags sagte Prof. Coleman: " Ich bin sehr
gespannt darauf, dem Publikum auf der TEDx die neuesten Entwicklungen
in den Materialwissenschaften vorzustellen. Die Entdeckung von Graphen
ebnet den Weg für zahlreiche neue und praktische Anwendungen, und ich
bin sicher, man wird auf der TEDx genauso enthusiastisch auf die
Herstellung zweidimensionaler Monoschichten aus verschiedensten
Materialien reagieren wie ich! "
Der Vortrag von Prof. Coleman zu diesen Entwicklungen findet auf der
TEDx-Konferenz in Brüssel auf der ERC-Sitzung um 14:15 Uhr statt.
veröffentlicht: 2015-01-27