Tatsächlich sind diese Technologien heute keine Fiktion mehr. Europäische Forscher haben ein bahnbrechendes Diagnosesystem auf Grundlage von Chipkarten (Labcards) und Hautpflastern in Kombination mit einem tragbaren Lesegerät entwickelt. Die Testresultate können über eine drahtlose Verbindung direkt an einen Remotecomputer, ein Tablet oder ein Smartphone gesendet werden. Dieses kleine Labor kann bereits Kokainkonsum nachweisen, Darmkrebs überwachen, Bakterien in Lebensmitteln identifizieren und Schadstoffe in der Umwelt analysieren. Viele weitere nützliche Anwendungen sind denkbar. In Kürze werden Unternehmen in Spanien, Irland und Dänemark dieses innovative Diagnosesystem vermarkten.
"13 Partner in acht Ländern arbeiteten vier Jahre lang am
LABONFOIL-Projekt. Sie vereinten ihre fachliche Kompetenz auf den
Gebieten der Mikrotechnik, Molekularbiologie, Werkstoffe und Elektronik,
um diese neuartige Technologie zur schnellen und kostengünstigen
Diagnostik zu entwickeln. Möglich wurde dies dank Finanzmitteln der
Europäischen Union in Höhe von 5,3 Millionen EUR", erklärt
Projektkoordinator Dr. Ruano-López, der am baskischen Forschungszentrum
IK4-IKERLAN arbeitet.
Das Team konzentrierte sich im Besonderen auf drei Labcards und ein
Hautpflaster. Jede dieser Komponenten beinhaltet eine ausgeklügelte
elektronische Schaltung und verschiedene chemische Bestandteile, die mit
definierten Substanzen reagieren. Die Karten und das Pflaster werden
mittels eines tragbaren Lesegeräts analysiert.
Kokainkonsum nachweisen
Mit dem Pflaster zum Kokainnachweis können Drogen im menschlichen
Schweiß identifiziert werden. Die Probenahme erfolgt direkt durch die
Haut hindurch. Das Pflaster sammelt Daten, die mit Hilfe eines tragbaren
Lesegeräts in Echtzeit untersucht oder über einen Zeitraum von 24
Stunden bis zu zehn Tagen zur späteren Analyse gespeichert werden
können. Da ungefähr 25 % der tödlichen Verkehrsunfälle in Europa, in den
USA und in Australien mit Drogenkonsum zu tun haben, ist beispielsweise
die Überwachung von Autofahrern ein durchaus denkbarer Einsatzzweck.
Darmkrebs überwachen
Mit einer der entwickelten Labcards kann Darmkrebs kontrolliert
werden. Sie wird zusammen mit ein paar Bluttropfen vom Patienten in das
Lesegerät eingeführt. Die Karte kann ein spezielles Protein nachweisen,
dessen Wert im Falle des erneuten Auftretens der Erkrankung ansteigt.
Die Methode ist nichtinvasiv und gestattet eine engmaschige
Nachbeobachtung des Patienten bei gesenkten Kosten.
Bakterien in Lebensmitteln aufspüren
Eine weitere Labcard des Forschungsteams kann Pathogene in
Lebensmitteln nachweisen, beispielsweise Infektionserreger wie Bakterien
oder Viren. Schwerpunkte dabei sind Campylobacter-Bakterien und
Salmonellen, welche für die häufigsten bakteriellen Infektionen in
Europa verantwortlich sind. Die Karte könnte in landwirtschaftlichen
Betrieben und Lebensmittelverarbeitungsbetrieben zum Einsatz kommen, um
die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten und die Verbraucherinnen und
Verbraucher zu schützen.
Wasserqualität analysieren
Die Wasserverschmutzungskarte analysiert die
Phytoplanktonkonzentration in Meerwasserproben. Übermäßig hohe
Konzentrationen dieser mikroskopisch kleinen Algen können für den
Menschen möglicherweise schädliche Giftstoffe oder Verschmutzungen
anzeigen.
Resultate ohne Umwege verfügbar
Das tragbare Lesegerät ist über ein drahtloses Netzwerk mit
Computern, Tablets oder Smartphones zu verbinden. Die von dem Minilabor
in einer Geflügelfarm ermittelten Daten könnten etwa von einem Tierarzt
sofort und überall auf der Welt kontrolliert werden. Ein Diagnosesystem
dieser Art ermöglicht im Fall von Gefahren für die Gesundheit oder
Umweltkrisen schnelle Reaktionen, die letztlich Leben retten.
Schon bald auf dem Markt
Die Forscher verwendeten zur Realisierung der Karten und des
Pflasters anstelle der traditionellen Wafer Folien, wodurch die
Herstellungskosten drastisch reduziert werden konnten. Die Geräte
erwiesen sich in umfassenden Validierungstests an mehr als 600 Proben
als robust und zuverlässig. Sie stehen nun für den Markteinsatz bereit.
"Mit Teamgeist, Engagement und einem konsequenten Ansatz haben wir ein
Diagnosesystem von bedeutendem sozialen und ökonomischen Potenzial
erschaffen. Die vier von uns entwickelten Anwendungen sind von reellem
Wert, denn sie können in verschiedenen Szenarien schneller und
kostenwirksamer als jemals zuvor angepasst werden", sagt Dr.
Ruano-López.
Die spanische Firma POC MicroSOLUTIONS, ein dank des Projekts von
IK4-IKERLAN gegründetes Spin-off-Unternehmen, industrialisiert nun einen
der Prototypen. Eine Markteinführung ist 2015 möglich. Das irische
Unternehmen Biosensia arbeitet derzeit an der Einbindung neuer
Funktionen des LABONFOIL-Pflasters, um eine Industrieversion des
Hautpflasters zu erstellen. Unterdessen eröffnet DTU Nanotech in
Dänemark ein neues Geschäftsfeld auf dem Gebiet der Technologien zur
schnellen Vor-Ort-Prüfung auf Lebensmittelpathogene.
LABONFOIL wurde unter des Siebten Rahmenprogramms der Europäischen
Union (RP7) gefördert. Seit dem Projektende im vergangenen Jahr haben
die Partner gemeinsam an möglichen neuen Anwendungen weitergearbeitet.
LABONFOIL wurde unter des Siebten Rahmenprogramms der Europäischen Union (RP7) gefördert.
Link zum Projekt auf CORDIS:
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RP7 auf CORDIS-
Projektdatenblatt zu LABONFOIL auf CORDIS
Link zur Projektwebsite:
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Website "Laboratory skin patches and smartcards based on foils and compatible with a smart-phone"
Andere Links:
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Website der Digitalen Agenda der Europäischen Kommission