Photonik ist ein sich schnell entwickelnder Zweig der Physik, der die
technischen Anwendungen von Licht aus der Telekommunikation auf
integrierte Schaltungen und Sensoren überträgt. Professor Hercules
Avramopoulos, Leiter des Forschungslabors für Photonik und Kommunikation
an der National Technical University of Athens, zufolge befindet sich
diese Gebiet in etwa dort, wo die Elektronik in den 1960er Jahren stand.
"In den 1960er Jahren gab es die ersten integrierten Schaltungen.
Photonik steht heute vor einem ähnlichen Durchbruch, der zu einer Fülle
von Anwendungen mit breitem Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft
führen wird", so Prof. Avramopoulos.
Von Handy-Diensten bis zum Internet - der Trend wird in hohem Maße
durch die wachsende Nachfrage nach Bandbreite und Kapazität in
Kommunikationsnetzen vorangetrieben. Darüber hinaus führt das Potential
optischer Systeme, die bei viel höheren Geschwindigkeiten als
herkömmliche elektronische Schaltungen arbeiten, zu einem Bedarf an
schnelleren Verbindungen zwischen Datenkommunikationssystemen - von
Server-Racks zum PC.
Obwohl die Forschung auf diesem Gebiet in Europa, Asien und den
Vereinigten Staaten vorankommt, steht die Branche noch vor verschiedenen
Herausforderungen. Dies geht nicht zuletzt, wie im Falle von Europa,
auf die ungleichartige und vielfältige Natur der Forschungsinstitute,
Universitätsinstitute und Unternehmen zurück, die in der
Photonikforschung und Entwicklung tätig sind - darunter eine große Zahl
von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU).
"Photonik entwickelt sich zwar rasch weiter, ist aber immer noch
nicht soweit, dass man einfach in einen Laden vor Ort gehen und dort
photonische Produkte kaufen könnte, wie man entsprechende elektronische
Waren kauft. Ein Großteil des Bereichs steckt immer noch in der
Forschungs- und Experimentierphase - und für Photonikexperimente sind
meist sehr teure Ausrüstungen und Geräte erforderlich, die nicht
allgemein zugänglich sind. Darüber hinaus benötigt man Know-how, oft
sogar multidisziplinäres, um das Wissen aus der Materialphysik mit
Fachwissen aus dem Gebiet der Anwendung zu kombinieren. In der Regel
sind nicht alle diese Komponenten in einzelnen Laboratorien
vorzufinden", erklärt Avramopoulos.
Um diese Probleme zu überwinden, haben sich akademische Institute
und Forschungseinrichtungen aus 12 europäischen Ländern im Projekt
"Pan-European photonics task force: integrating Europe's expertise on
photonic subsystems" (EURO-FOS) zusammengeschlossen. Dieses wird mit
mehr als 4 Mio. EUR von der Europäischen Kommission finanziert. Das
Konsortium richtete die notwendigen Netze und Werkzeuge ein, um
Ressourcen und Technologie unter einer Vielzahl von Organisationen zu
bündeln, die in der Photonikforschung in ganz Europa tätig sind, während
es gleichzeitig Photonikforscher bei der Verbreitung von Wissen und
Know-how unterstützte. Im Laufe von vier Jahren führten sie fast 100
gemeinsame Experimente durch, an denen über 300 junge Forscher, die sich
in der Promotion und im Post-Doc befinden, teilnahmen.
"Das Exzellenznetz EURO-FOS (NoE) wurde von der Notwendigkeit zur
Verbesserung und Unterstützung der Zusammenarbeit zwischen
Organisationen und Forschern in ganz Europa vorangetrieben. Das Projekt
erreichte dies mit großem Erfolg", erklärte Prof. Avramopoulos, der
EURO-FOS koordiniert.
Ein europaweites Photoniklabor
Die 17 Organisationen, aus denen die EURO-FOS NoE besteht, verfügen
über umfangreiche Expertise in der Konzeption, Entwicklung und Erprobung
von Photonikkomponenten und Subsystemen, die in hochleistungsfähigen
optischen Kommunikationsnetzen anwendbar sind. Durch Clusterbildung
waren sie in der Lage, Know-how und Innovationen untereinander und mit
anderen Organisationen, die in diesem Bereich tätig sind, in einer
ehrgeizigen Initiative auszutauschen, die zur Schaffung eines
leistungsfähigen paneuropäischen virtuellen Labors geführt hat.
Das "Eurofoslab" genannte Labor bündelte
State-of-the-Art-Komponenten, Geräte, Subsysteme, Testumgebungen und
Zugang zu installierten optischen Verbindungen. Seine Ressourcen sind
auf die 17 Labors des Netzwerks verteilt, sie werden aber zentral
mittels Web-Tools, die von der University of Essex im Vereinigten
Königreich entwickelt wurden, verwaltet. Die Tools ermöglichen die
Reservierung von gemeinsam genutzten Ressourcen und die Planung
gemeinsamer Experimente mithilfe von Ausrüstung, die in ganz Europa
verteilt ist.
Das Inventar von Eurofoslab besteht aus mehr als 700 Bestandteilen,
darunter 48 komplette Systeme und Testumgebungen, wie
Terabit-pro-Sekunde OTDM (Optical Time-Division Multiplexing, OTDM) und
OFDM-Testumgebungen (Orthogonal Frequency-Division Multiplexing, OFDM),
kohärente WDM-Testumgebungen (Wave Division Multiplexing, WDM),
WDM-Übertragungssysteme bei 1550 und 1310 nm, RoF-Systeme (Radio over
Fibre, RoF), die auf Single- und Multimode-Fasern basieren, und viele
andere. Es enthält auch mehr als 50 eigenständige Subsysteme wie
komplette Glasfaserendgeräte (Optical Line Terminals, OLT), optische
Netzeinheiten (Optical Network Units, ONU), Sender, Empfänger und
Regenerationsanlagen sowie eine große Anzahl photonischer und
optoelektronischer Bauelemente, 14 Simulationsplattformen und den Zugang
zu vier installierten Lichtwellenleiter-Verbindungen.
"Für einzelne Labors wären diese Art der Experimente, für die
Eurofoslab die Voraussetzungen geschaffen hat, nicht möglich gewesen.
Durch gemeinsames Arbeiten mit mehr verfügbaren Ressourcen waren die
Forscher in der Lage, sich auf ehrgeizige, groß angelegte experimentelle
Aufgaben einzulassen", so der EURO-FOS-Koordinator. "Darüber hinaus hat
es dazu beigetragen, Skaleneffekte in die Entwicklung, Erprobung und
Validierung von photonischen Subsystemen und Systemen hineinzubringen."
Die über Eurofoslab im Rahmen des EURO-FOS-Projekts durchgeführten
Arbeiten haben sich auf vier Kernbereiche der Photonikforschung
konzentriert: digitale optische Übertragungssysteme; optische Quellen
und Verstärkung; optische Hochgeschwindigkeitsnetzwerk-Subsysteme und
die nächste Generation optischer Zugangssubsysteme.
Die Arbeit hat bisher zu mehr als 200 wissenschaftlichen
Publikationen und sieben Patenten geführt. Darüber hinaus hat das
Netzwerk Möglichkeiten für die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen
auf der ganzen Welt eröffnet und die Verbindungen zwischen der
akademischen Welt und der Industrie gestärkt.
"Jeder weiß etwa, was ein Handy ist, aber die zugrunde liegende
Technologie, mit der es funktioniert und wie es durch Innovation besser
werden könnte, ist meist nicht bekannt. Im Laufe ihrer Weiterentwicklung
wird die Photoniktechnologie ihren Weg von experimentellen
Forschungsanwendungen in eine zunehmende Anzahl von Anwendungen in der
realen Welt mit potenziell enormen Vorteilen für alle finden. EURO-FOS
hat einen erheblichen Beitrag zu diesem Ziel geleistet", erläutert Prof.
Avramopoulos.
EURO-FOS erhielt Forschungsmittel aus dem Siebten Rahmenprogramm der Europäischen Union (RP7).
Link zu einem Projekt auf CORDIS:
-
RP7 auf CORDIS-
EURO-FOS project factsheet on CORDIS
Link zur Projekt-Website:
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'Pan-European photonics task force: integrating Europe's expertise on photonic subsystems' Website-
Website für das europaweite virtuelle Labor 'Eurofoslab'
Weitere Links:
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Website der Europäischen Kommission zur Digitalen Agenda