Bessere Prognosen für Schizophrenie

Schizophrenie ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung. EU-finanzierte Forscher entwickeln Biomarker und prädiktive Tests, um schwere Krankheitsverläufe frühzeitig zu erkennen und sicherzustellen, dass schnell und wirksam medizinisch interveniert werden kann.

Der Prozentsatz der Schizophreniepatienten, die an behandlungsresistenter Schizophrenie (TRS) leiden, ist mit 33 % beunruhigend hoch. Bei etwa der Hälfte dieser Patienten schlägt kein einziges Medikament an, die übrigen reagieren nur auf Clozapin, den ersten Vertreter der atypischen Neuroleptika. Je eher die Medikation beginnt, desto besser ist das Behandlungsergebnis.

Das Projekt CRESTAR (Pharmacogenomic biomarkers as clinical decision-making tools for clozapine treatment of schizophrenia) wertet genetische, epigenetische und epidemiologische Daten von Patienten aus, die hinsichtlich des Ansprechens auf Medikamente und schädliche Nebenwirkungen charakterisiert wurden. Dieser Ansatz wird dazu beitragen, künftig Patienten zu identifizieren, die nicht auf Neuroleptika ansprechen oder potenziell tödliche Nebenwirkungen durch Clozapin entwickeln, was vor allem bei Kindern und Jugendlichen bedenklich ist. Registriert wurden zudem Patienten, die sehr wahrscheinlich auf keinerlei Neuroleptika reagieren.

Bislang genotypisierten die Forscher rund 16.500 mit Clozapin behandelte Patienten auf TRS. Eine integrierte europaweite Analyse klinischer wie auch epidemiologischer Daten aus dem dänischen Nationalregister enthüllte neue genetische Faktoren und Biomarker, die die Clozapinverwertung bei Schizophreniepatienten beeinflussen.

Anhand der Daten wurde ein kommerzieller Array-basierter pharmakogenetischer Test (CLOZACHIP) zur Wirkung von Clozapin entwickelt. Inzwischen wurden auch Algorithmen definiert und Parameter für kosteneffiziente Risikovorhersagen entwickelt, was Behandlungskosten senken und die Lebensqualität der Patienten verbessern dürfte.

Die Forscher definierten zudem TRS-Phänotypen und -Genotypen bei Schizophrenie-Populationen und wollen nun mögliche genetische Zusammenhänge und Ursachen für TRS klären. Diese Analyse soll in der nächsten und letzten Projektphase abgeschlossen sein.

Man geht davon aus, dass die Biomarker zum Ende des Projekts für den klinischen Einsatz bereit sind. Ein solcher evidenzbasierter Leitfaden zur Verwendung und Überwachung von Neuroleptika (insbesondere Clozapin) dürfte die Wirkung einer Medikation verbessern und die Lebenserwartung für TRS-Patienten erhöhen.

Die Ergebnisse von CRESTAR werden die Zahl der Krankenhausaufenthalte, Kosten für Studien und Belastung der Gesundheitssysteme senken und gleichzeitig die Sicherheit und Erfolgsbilanz klinischer Tests erhöhen. Zudem wird Aufklärungsarbeit über Projektwebseite, Workshops und in Publikationen dazu beitragen, die soziale Stigmatisierung von Schizophreniepatienten auszuräumen.

veröffentlicht: 2015-10-07
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