Tiefseehabitate im Mittelmeer abbilden
Tiefseehabitate werden zunehmend durch menschliche Aktivitäten wie bspw. die Schleppnetzfischerei oder Wasserverschmutzung bedroht. Europäische Meereswissenschaftler untersuchten daher die Beziehung zwischen den geologischen Verhältnissen am Meeresboden und der biologischen Artenvielfalt, um effektive Abbildungen von Tiefseeökosystemen zu entwickeln.
Die Ziele des von der EU geförderten Projekts „Geo-acoustic mapping of
benthic habitat distribution project“ (GEO-HABIT) waren in zwei
Kategorien unterteilt. Es sollten zum einen die heutigen natürlichen
Rohstoffe untersucht werden und zum anderen die Bedingungen in früheren
Tiefseeökosystemen charakterisiert werden.
Mithilfe eines interdisziplinären Ansatzes, der auf der
Meeresgeologie, der Meeresbodenökologie und der Ozeanographie basiert,
wurden geostatistische Analysen zur Untersuchung von
Kaltwasserkorallenriffen verwendet. Diese Riffe sind ein ein
lebensnotwendiger Ort für die Tiefseebiodiversität. Die Forscher
untersuchten außerdem Kaltwasserkorallenhügel, kohlenstoffhaltige
Gesteinsformationen, die wertvolle Informationen zum Klima und zu den
Umgebungsbedingungen der Vergangenheit liefern können.
Die Projektpartner waren daran interessiert, die zentralen
physischen Faktoren zu bestimmen, die für die Entwicklung, den Erhalt
und den Rückgang von Kaltwasserkorallenhügeln im Mittelmeer
verantwortlich sind. Ferner wurde untersucht, wie detaillierte
Vorhersagen zum Auftreten von Kaltwasserkorallengemeinschaften über
große Gebiete gemacht werden können.
Die Forschung wurde im östlichen Alboran-Meer, das sich zwischen
Spanien und Nordafrika befindet, durchgeführt, um genaue
geophysikalische Informationen zu Kaltwasserkorallenriffen zu sammeln.
Die Wissenschaftler untersuchten zudem die Morphologie, die
Sedimentologie, die Wassersäule und die Biologie am Meeresboden.
Eine Untersuchung des erst vor Kurzem abgebildeten Cabliers Mound
zeigte, dass dieser Korallenhügel eine einzigartige Fülle an
biologischer Artenvielfalt in dieser Region aufweist. Proben des
Cabliers Mound wurden unter Verwendung von vier Schwereloten mit einer
Länge zwischen fünf und elf Metern entnommen. Diese ergaben, dass sich
der Cabliers Mound im Vergleich zu anderen Korallenhügeln unterscheidet.
Die gesammelten Daten werden zu einem besseren Verständnis über die
Entwicklung von Großriffen von Kaltwasserkorallen im Alboran-Meer
beitragen. Des Weiteren wurde eine kurze Dokumentation erstellt, in der
die wichtigsten Meeresprozesse zur Abbildung von
Kaltwasserkorallenhabitaten beschrieben wurden.
Es wurden verschiedene Vorhersagemodelle zur Habitatverteilung
getestet, um die Verteilung von drei Kaltwasserkorallenarten am Cap de
Creus Canyon vor der nordöstlichen Küste Spaniens statistisch
vorherzusagen. Die Modelle ermöglichten ein besseres Verständnis der
räumlichen Habitatverteilung am Boden des Mittelmeers, wobei vor allem
die Beziehung zwischen Arten und deren Umgebung hervorgehoben wurden.
Trotz der Unterschiede zwischen den drei Modellen wurde ein
gemeinsames ökologisches Muster bei der Korallenverteilung erkannt. Die
durch die drei Modelle erzielten Ergebnisse wurden daraufhin kombiniert,
um eine bessere Vorhersage der drei Kaltwasserkorallenarten zu
ermöglichen.
Die Arbeit am GEO-HABIT-Projekt wird eine genau statistische
Vorhersage über die Verteilung sensibler Tiefseeökosysteme
sicherstellen. Dies wird zur Schaffung einer effizienten und
kosteneffektiven wissenschaftlichen Abbildungsmethode beitragen, die
Beteiligten ein effektiveres Management natürlicher Rohstoffe
ermöglichen wird.
veröffentlicht: 2015-03-27