Lebende
Organismen besitzen ein sehr komplexes biochemisches Signalnetzwerk, das
praktisch alle Funktionen von zellulärer Ebene bis zur höheren Ebene
des Organismus reguliert. NO ist an der Regulierung von
Pflanzenfunktionen beteiligt, etwa Krankheitsresistenzen, Gasaustausch,
Keimung der Samen und Wurzelentwicklung.
So liegen vielen biologischen Funktionen Wechselwirkungen zwischen
NO (oder allgemein der Stickstoffmonoxid-Familie (NOx)) und Proteinen
zugrunde. EU-finanzierte Wissenschaftler untersuchten im Projekt
"NO-dependent protein translocation and S-nitrosylation of nuclear
proteins in Arabidopsis thaliana" (PRONITROARAB), welche Zielmoleküle diese Funktionen vermitteln, insbesondere bei Kernproteinen.
Eine der wesentlichen Strategien, mit denen NO Funktionen in
Pflanzen reguliert, ist seine kovalente Bindung an Cystein(S)-Reste
anderer Moleküle (S-Nitrosylierung). Zunächst analysierte das Team mit
bioinformatischen Methoden (der für S-Nitrosylierungsstellen neu
entwickelten Simulationssoftware GPS-SNO 1.0-Software) das gesamte
Proteom von A. thaliana (27.416 Proteine), und zwar mit beeindruckenden
Ergebnissen.
Kandidaten für die S-Nitrosylierung fanden sich in großen Mengen in
allen zellulären Kompartimenten (etwa Membran, Chloroplasten, u.a.).
Eine Analyse der wahrscheinlichsten Kandidaten (höhere statistische
Wahrscheinlichkeit) ergab insgesamt 3.190 S-Nitrosylierungsstellen in
insgesamt 3.005 Zielproteinen, vor allem in Chloroplasten, dem
intrazellulären Kompartiment und Plasmodesmen. Sie machten 5 bis 17 %
des Gesamtproteingehalts pro Kompartiment aus.
Anschließend untersuchte das Team im Detail und in vivo die
S-Nitrosylierung von Kernproteinen. Um S-nitrosylierte Kernproteine zu
identifizieren, die für das pflanzliche Abwehrsystem zuständig sind,
wurde A. thaliana mit Krankheitserregern infiziert. Diese kleine
Blühpflanze gilt als ideales Modellsystem in der Pflanzenbiologie.
Dann wurden die Proteine aus den Zellkernen isoliert und mittels BST
(Biotin-Switch-Assay) analysiert, um S-nitrosylierte Kernproteine zu
identifizieren. Als Kontrolle dienten Kernextrakte, denen ein NO-Donor
zugeführt wurde. Von den 195 identifizierten Kandidaten waren 57 % (111)
Kernproteine. Diese Proteine üben eine Vielzahl von Funktionen aus, was
die Bandbreite des NO-Signalwegs bei der Regulierung aufzeigt.
Kenntnisse zu den Regulierungsmechanismen bei Pflanzen sind in
vielerlei Hinsicht relevant, angefangen bei der Grundlagenforschung über
die Verbesserung von Pflanzenwachstum und Krankheitsresistenzen bis hin
zu Aussagen über ähnliche Signalwege in anderen Systemen. PRONITROARAB
enthüllte, wie Pflanzen Prozesse durch S-Nitrosylierung von Proteinen
regulieren, was den Weg für zahlreiche künftige Experimente ebnet und
neue Forschungsaufgaben bietet.