Warum Fische im Winter bleiben oder gehen
Forscher haben unser Wissen zu Teilmigration bei einer verbreiteten Fischart vergrößert.
Im Winter wandern Plötzen (Rutilus Rutilus) von Seen in Flüsse,
allerdings bleiben einige Mitglieder der Population zurück. Dieses im
Tierreich weit verbreitete Phänomen wird als Teilmigration bezeichnet.
Im Rahmen des von der EU geförderten Projekts STAY OR GO ("Partial
migration: Individual causes and population genetic consequences")
untersuchten Forscher Ursachen und Auswirkungen der Teilmigration bei
Plötzen.
Sie fanden heraus, dass die Migrationsstrategien sehr konsequent zu
sein scheinen: einige Tiere neigten dazu, jedes Jahr zu wandern, während
andere (die sogenannten Residenten) selten migrierten. Auch Ziele und
Zeitpunkt der Migration waren gleichbleibend.
Die Forscher untersuchten, ob die Fische fortziehen, um Räuber zu
vermeiden, wenn es im Winter weniger Beute gibt. Sie stellten in der Tat
fest, dass die Residenten mit einer wesentlich höheren
Wahrscheinlichkeit von Kormoranen angegriffen wurden und dass Migranten
dagegen für die Sicherheit in den Flüssen Nahrung opferten.
Darüber hinaus stellte man fest, dass mutige Fische eher auf
Wanderschaft gehen als scheue und dass Migranten andere Futterstellen
haben als Residenten. Außerdem haben Fische aus Seen, die (über
angeschlossene Flüsse) Möglichkeiten für eine Migration bieten, im
Durchschnitt eine mehr spindelförmige Körperform als Fische aus
isolierten Seen.
Die Erkenntnisse aus STAY OR GO haben wesentlich zu unserem
Verständnis des wichtigen ökologischen Phänomens der Teilmigration
beigetragen. In weiteren Untersuchungen will man herausfinden, ob sich
Migranten mit Residenten paaren.
veröffentlicht: 2015-02-17