Neue Erkenntnisse zum Heterochromatin
Als Heterochromatin wird dicht gepackte DNA bezeichnet, die für Zellen lebenswichtig ist. Ein europäisches Projekt untersucht die Moleküle, die Bildung und Erhalt des Heterochromatins regulieren.
Unter Bildung von Zentromeren und Telomeren gewährleistet
Heterochromatin die ordnungsgemäße Aufteilung der Chromosomen bei der
Zellteilung. Die Heterochromatinstruktur beinflusst zudem die
Genexpression. Trotz seiner Bedeutung für die zelluläre Expression ist
allerdings noch kaum erforscht, wie dieses Material gebildet wird.
Das Projekt "Study of the determinants of heterochromatin formation
and maintenance" (HETCHROMPROJECT) untersuchte nun molekulare
Schlüsselmechanismen der Heterochromatinbildung. Einer der Hauptakteure
ist ABP1 (ARS-binding protein 1). Die Studien erfolgten an der Hefe
Schizosaccharomyces pombe, einem idealen Modellsystem, da viele der
genetischen Signalwege evolutionär konserviert sind und auch bei Säugern
zu finden sind.
Die Forscher von HETCHROMPROJECT fanden heraus, dass ABP1 die
Transkription kleiner RNAs unterdrücken kann. Aber auch andere Gene
wurden entdeckt, die die Transkription kleiner RNA an- und ausschalten.
Insbesondere wurde eine Derepression kleiner RNA in Abwesenheit des
Histondeacetylase-Gens CLR3 und des hip3 HIRA-Komplexes beobachtet.
Diese beiden Gene kodieren für Produkte, die das Gen-Silencing durch
Regulierung der Chromatinstruktur beeinflussen.
Die letzte Projektphase wird sich mit der Rolle neuer Proteine
befassen, die an der Heterochromatinregulierung beteiligt sind. In
Vorbereitung dessen entwickelten die Wissenschaftler einen zweistufigen
genetischen Screen und identifizierten 49 Deletionsstämme, an denen sich
optimal Veränderungen der Heterochromatinstruktur im Zentromer
untersuchen lassen.
Heterochromatin ist für die Chromosomensegregation bei der
Zellteilung und den Erhalt der genomischen Integrität von Bedeutung.
Damit könnte das Projekt neues Licht auf Krankheiten werfen, denen eine
gestörte Genexpression aufgrund veränderter Heterochromatinstruktur
zugrunde liegt.
veröffentlicht: 2015-01-29