In der EU gehen durch Schädel-Hirn-Traumata (SHT) vier Mal so viele
Lebensjahre verloren wie durch Diabetes; sie verursachen außerdem mehr
Ausfallzeiten als Krebs, Schlaganfall und HIV zusammen. Von den 1,6
Millionen Menschen, die jedes Jahr in der EU ein SHT erleiden, befinden
sich 70.000 in einer lebensbedrohlichen Situation und weitere 100.000
werden eine dauerhafte Behinderung zurückbehalten. Aufgrund der
komplexen Natur des Gehirns, mangelnder Investitionen in FuE und der
individuellen Einzigartigkeit jeder Verletzung gestaltet sich die
Behandlung von SHT-Patienten jedoch besonders schwierig.
Das
TBICARE project ist eine gemeinsame Initiative, an der acht Partner aus
VTT Technical Research Centre of Finland ,
GE Healthcare Finland ,
University of Turku ),
Complexio , Litauen
Kaunas University of Technology und dem Vereinigten Königreich (
Imperial College London ,
University of Cambridge ,
GE Healthcare UK
) beteiligt sind. Sie sammeln die Daten hunderter SHT-Patienten und
nutzen diese zum Aufbau eines Prognosemodells, das die Versorgung
verbessern wird. Das System wird es den Ärzten erlauben, Testdaten aus
der Notaufnahme einzugeben, und soll dann die wirksamste
Behandlungsmethode für jeden einzelnen Patienten prognostizieren. Das
Projekt ist Teil umfassenderer Bestrebungen in Bezug auf die Anwendung
von Informations- und Kommunikationstechnologien zur Unterstützung der
Ärzteschaft bei Diagnosen und wirksameren Behandlungen unter Einsatz von
IKT-Werkzeugen, die vorhandenes, aber fragmentiertes Datenmaterial und
Wissen über den menschlichen Körper zusammenfassen, und zur Modellierung
von Ergebnissen im Sinne des Konzepts des
"Virtual Physiological Human" eingesetzt werden können.
Die Projektpartner sind zuversichtlich, dass die von dem Modell
erstellten Prognosen genauere Diagnosen und bessere Behandlungen
herbeiführen werden. Während sich der Prototyp noch in der Validierung
befindet, werden die Daten des kürzlich gestarteten CENTER-TBI-Projekts
aus dem
Siebten EU-Rahmenprogramm
(RP7) zu dessen Optimierung beitragen. Gleichermaßen werden mehrere
Versionen des Prototyps von Ärzten des Central Hospital an der
Universität Turku in Finnland und vom Addenbroke Hospital im Vereinigten
Königreich lediglich zu Forschungszwecken bewertet, wobei man in
einigen Jahren über ein klinisches Werkzeug verfügen will. Werkzeuge
dieser Art werden die tägliche klinische Arbeit der Ärztinnen und Ärzte
erleichtern sowie die Betreuung und Behandlung von Schädel-Hirn-Traumata
in der Notaufnahme revolutionieren.
Dr. Mark van Gils
, wissenschaftlicher Koordinator von TBICARE, spricht davon, dass die
"von unserem System bereitgestellte verbesserte Diagnostik
möglicherweise enorme Auswirkungen auf SHT und ihre Folgen haben wird.
Die Kosten im Zusammenhang mit Schädel-Hirn-Traumata sind nicht nur die
Kosten der Pflege, sondern beinhalten auch die Kosten durch den Verlust
produktiver Jahre, verminderte Lebensqualität und sogar den Tod. Nicht
zu vergessen sind auch die erheblichen Auswirkungen auf die Familie und
Freunde der Verletzten… Eine Verbesserung von 1 % würde allein in Europa
bereits jährliche Einsparungen von 1 Mrd. EUR bedeuten."
Mehr Wissen – bessere Betreuung
Dr. Mark van Gils erklärt, dass innerhalb des Projekts "die
Patienten auf viele verschiedene Dinge getestet werden, wenn sie in der
Notaufnahme eintreffen. Das Versorgungsteam wird beispielsweise deren
Bewusstsein und Reaktionsfähigkeit untersuchen und ermitteln, wie viel
Sauerstoff im Blut ist. Man wird außerdem die Möglichkeiten
aufwendigerer Messungen erkunden, zum Beispiel auf Proteine prüfen, die
verschiedene Typen der Schädigung am Hirngewebe des Patienten in ihren
Kreislauf anzeigen, und Bildgebung einsetzen, um innere Blutungen zu
suchen. Wir wollen wissen, welche Tests die besten Indikatoren für das
wahrscheinliche Ergebnis des Patienten abgeben."
Das TBICARE-Modell wird vorhersagen können, welche Verletzungen
zuerst und wie sie behandelt werden sollten, sowie das Versorgungsteam
unterstützend bei der Stabilisierung und Genesung des Patienten
anleiten.
Man hat innerhalb des 7. EU-Rahmenprogramms (RP7) für einen Zeitraum
von drei Jahren 3 Millionen EUR zur Förderung der Entwicklung des
Werkzeugs zur Verfügung gestellt. TBICARE endet im August 2014.
Useful Links
A second chance for injured brains