Die Qualität unserer Meere und Ozeane nimmt mit alarmierender Geschwindigkeit ab. Dabei ist das Hauptproblem die Verschmutzung durch Kunststoffe. Schätzungen zufolge haben sich bereits mehr als 150 Mio. Tonnen Kunststoff in den Ozeanen der Welt angesammelt und jedes Jahr kommen bis zu 12,7 Mio. Tonnen hinzu. Darüber hinaus hat unsere Meeresumwelt mit steigenden Wassertemperaturen, dem Säuregehalt der Ozeane und der Überfischung zu kämpfen, die sich alle auf die Meereslebewesen auswirken. Eines der betroffenen Meerestiere ist die Qualle, der diese Bedingungen anscheinend zuträglich sind, was dazu führt, dass sie sich zu großen Massen namens Blüten zusammenfinden. Quallenblüten wirken sich nachteilig auf den Tourismus, die Aquakultur, das Fischereiwesen und das Wohlergehen von Küstengemeinden aus.
Das kürzlich auf den Weg gebrachte EU-finanzierte Projekt GoJelly geht die Probleme der Verschmutzung durch Kunststoffe und Quallenblüten mit einem einzigartigen raffinierten Ansatz an. Man plant, ein Problem – die zunehmende Ausbreitung von Quallen – zu verwenden, um das zweite Problem von Mikrokunststoffabfall in den Weltmeeren zu lösen.
Ein Filter für Mikrokunststoffabfälle
Mikrokunststoffpartikel – winzige Kunststoffpartikel, dir kleiner als 1 mm groß sind – stammen aus zwei Hauptquellen. Sie werden entweder industriell zur Nutzung in Verbraucherprodukten hergestellt oder lösen sich von größeren Gegenständen aus Kunststoff ab. Der Zersetzungsprozess kann an Land oder in den Meeren und auch bei der normalen Nutzung von Kunststoffprodukten stattfinden. In der Meeresumwelt sinken dichte Kunststoffe zum Meeresboden, was deren Beseitigung erschwert. Das Problem wird durch die Tatsache verschärft, dass sich sogar schwimmende Mikrokunststoffteilchen – sogar mehr als 90 % davon – auf dem Meeresboden ansammeln. Sie werden entweder von anderen Organismen verspeist und zum Meeresboden befördert oder sie verfangen sich in anderen Partikeln und finden so ihren Weg dorthin.
GoJelly beabsichtigt, das Problem der Verschmutzung durch Mikrokunststoff mit von Quallen produziertem Schleim abzuschwächen. Die Forscher von GoJelly wollen sich die Tatsache zunutze machen, dass Quallenschleim Mikrokunststoff binden kann, um einen Mikrokunststofffilter zur kommerziellen und öffentlichen Nutzung zu entwickeln. Der entwickelte Biofilter soll in Kläranlagen und in Fabriken, die Mikrokunststoff herstellen, angewandt werden. Dies könnte verhindern, dass ein Großteil der Mikrokunststoffpartikel überhaupt ihren Weg in Meeressysteme finden.
Weitere kommerzielle Anwendungsgebiete von Quallen
Die Projektpartner haben auch vor, andere nachhaltige Anwendungsgebiete für Quallen als die Verwendung des Schleims zur Entwicklung eines Biofilters zu erforschen. Man denkt dabei an deren Verwendung als Fischfutter in der Aquakultur, als landwirtschaftliche Düngemittel und an die Nutzung von deren Kollagen in kosmetischen Erzeugnissen. Quallen können sogar als Nahrungsmittel dienen und das GoJelly-Projekt beabsichtigt, durch die Veröffentlichung eines Kochbuchs mit Quallenrezepten darauf aufmerksam zu machen.
„Wir hoffen, dass wir nicht nur ein eingehenderes Verständnis von Quallen und deren Lebensweisen erlangen, sondern auch die Vorarbeit für innovative und umweltfreundliche neue Produkte leisten werden, die letztendlich neue Arbeitsplätze schaffen“, so Dr. Jamileh Javidpour vom deutschen GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel in einer
Nachrichtenmeldung, die auf der Website des Projektkoordinators veröffentlicht wurde.
Die nächsten Phasen von GoJelly (GoJelly – A gelatinous solution to plastic pollution) umfassen Tests mit verschiedenen Kunststoffpartikeln und die Gewinnung von Quallen aus dem Meer. Sobald die Entwicklung abgeschlossen ist, werden die GoJelly-Biofilter unter der Beteiligung von vielen verschiedenen Interessengruppen, wie zum Beispiel gewerblichen Fischern und Industriepartnern, im Europäischen Nordmeer, in der Ostsee und im Mittelmeer erprobt und präsentiert.
Weitere Informationen:
GoJelly-Projektwebsite