Aufgrund des Schreckgespenstes des Klimawandels wenden sich viele Nationen verschiedenen erneuerbaren Energien zu, um ihren Energiebedarf zu decken. Zwar sind viele verschieden Arten erneuerbarer Energien verfügbar, deren Versorgungsleistung ist über lange Zeiträume hinweg jedoch schwer vorherzusagen, da sie zu großen Teilen vom Wetter abhängt. Eine der wenigen Ausnahmen ist die Gezeitenenergie, eine relativ neue Technologie, bei der Elektrizität aus den weitgehend vorhersehbaren Bewegungen der Gezeiten gewonnen wird.
Das Projekt FloTEC, das 2016 mithilfe von Finanzmitteln der EU auf den Weg gebracht wurde, sollte das Potenzial von schwimmenden Gezeitenkraftwerken aufzeigen, dem europäischen Stromnetzwerk kostengünstige, risikoarme und verlässliche Energie zu bieten. Zu diesem Zweck brachte es die SR2000-Turbine auf den Markt, die als stärkste in Betrieb befindliche Gezeitenströmungsturbine der Welt gehandelt wird.
Zwölf Monate Energiegewinnung
Im ersten Jahr des Testbetriebs auf den Orkney-Inseln erzeugte die 2-MW-Tubine mehr als 3 GWh erneuerbare Energie. Das entspricht mehr Energie, als der gesamte Wellen- und Gezeitenenergiesektor Schottlands in den zwölf Jahren vor der Einführung der SR2000 im Jahr 2016 erzeugte.
Die Energie, die die SR2000 in zwölf Monaten Vollzeitbetrieb erzeugt, reicht aus, um den jährlichen Elektrizitätsbedarf von etwa 830 britischen Haushalten zu decken. Die Turbine deckte zeitweise auch mehr als ein Viertel des Energiebedarfs der Orkney-Inseln.
„Die beeindruckende Leistung der SR2000 hat in der Gezeitenkraftwerksbranche neue Maßstäbe gesetzt“, gab Andrew Scott, der CEO des Projektkoordinators Scotrenewables Tidal Power Ltd, in einer auf der FloTEC-Website veröffentlichten
Pressemitteilung an. „Obwohl es sich um ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt handelt und es unsere erste Turbine in voller Größe ist, konnten wir im ersten Jahr des Testbetriebs bereits ein Leistungsniveau erreichen, das an das Niveau von weithin eingesetzten, ausgereiften erneuerbaren Technologien heranreicht.“
Die heftigen Stürme im Herbst und frühen Winter dieses Jahres im Nordatlantik lieferten weitere Beweise dafür, dass die schwimmende Turbine unter beinahe jeglichen Witterungsbedingungen, die im Gebiet der Orkney-Inseln herrschen, Energie erzeugen kann. Die SR2000 hielt Wellen stand, die über sieben Meter hoch waren. Sie konnte auch bei vier Meter hohen Wellen weiterhin Energie erzeugen und hielt bei zwei Meter hohen Wellen eine Nennleistung von 2 MW aufrecht.
Das Design der Turbine weist mehrere Innovationen auf. Dazu gehören eine um 50 % gesteigerte Energieerfassung dank größerer Rotoren mit geringerer Nenndrehzahl, Hochleistungsblätter und Anlegestoßdämpfer. Zusätzliche Weiterentwicklungen sind die Kompatibilität der SR2000 mit der Versorgungskette und Infrastruktur vor Ort sowie der vollständige Zugang zu allen Turbinensystemen vor Ort dank optimierter Plattformkonfiguration.
„Der einfache Zugang zur SR2000 zwecks Routinewartung trug entscheidend dazu bei, dass wir in den letzten zwölf Monaten, darunter auch in der Winterzeit, ein solches Niveau an erzeugter Elektrizität erreichen konnten. Darüber hinaus bedeutet der mögliche Zugang zur SR2000 mit Festrumpfschlauchbooten und anderen ähnlichen kostengünstigen Wasserfahrzeugen, dass unsere Betriebskosten und Ausfallzeiten minimal bleiben“,
erklärte Scott.
Für FloTEC (Floating Tidal Energy Commercialisation project (FloTEC)) steht als Nächstes der Bau einer kommerziellen 2-MW-Produktionseinheit Ende 2018 auf dem Programm. Die Einheit wird in Orkney getestet, bevor sie auf den Markt gebracht wird. Das Projektteam plant, auf dem Erfolg der SR2000 aufzubauen, um den Anstoß für eine neue Industrie zu liefern, die berechenbare erneuerbare Energiequellen nutzt.
Weitere Informationen:
FloTEC-Projektwebsite