Neue Erkenntnisse über von Fischparasiten produzierte Verbindungen

Die europäische Aquakulturindustrie umfasst 80 000 Arbeitsplätze und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von schätzungsweise 3 Milliarden Euro. Allerdings können Parasiten schwere Erkrankungen auslösen, die in der Fischzucht zu hohen wirtschaftlichen Verlusten führen.

Im EU-finanzierten Projekt PARAFISHCONTROL werden die Zusammenhänge zwischen Parasiten und Fischen erforscht, um die Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit europäischer Aquakulturen zu steigern. Die Projektpartner entwickeln innovative Lösungen und Mittel zur Prävention, Kontrolle und Bekämpfung der Parasiten, die Atlantische Lachse, Regenbogenforellen, Karpfen, Europäische Seebarsche, Goldbrassen
und Steinbutte am häufigsten befallen.

Die Forscher stellten kürzlich ihre Erkenntnisse vor, zu denen besonders interessante Neuigkeiten zu neuartigen Behandlungsmöglichkeiten von Krankheiten zählen, die in naher Zukunft eingesetzt werden sollen. In einer wissenschaftlichen Arbeit, die in der Fachzeitschrift „Acta Veterinaria Scandinavica“ veröffentlicht wurde, erforscht das Team die biologischen und pathologischen Wirkungen der Verbindungen in den Ausscheidungen und Sekreten (ES), die von Anisakis-Fadenwürmern produziert werden.

Die in Frage kommenden Parasiten

Bei Menschen, die rohen oder unzureichend verarbeiteten Fisch essen, der Larven des Anisakis-Parasiten im dritten Stadium enthält, können dadurch eine gastrointestinale Erkrankung (Anisakidose) und allergische Reaktionen auftreten. Es überrascht nicht, dass das Vorhandensein von Larven in Fischprodukten deren kommerziellen Wert schmälert. Die Parasiten sind in Fischpopulationen weltweit verbreitet: Während ihres Lebenszyklus befallen sie Wirbellose und Fische als Zwischen- oder Transportwirte und Säugetiere oder Vögel als Endwirte. Während der Fokus meist auf den negativen Auswirkungen für die Gesundheit des Menschen liegt, ist es wahrscheinlich, dass die Moleküle allgemein betrachtet auch eine biologische Rolle in Wirbellosen und niederen Wirbeltieren spielen.

ES-Verbindungen haben während der Infektion verschiedene Funktionen, z. B. die Penetration des Wirtsgewebes und die Vermeidung von Immunreaktionen des Wirts, sind jedoch auch dafür bekannt, sowohl bei Fischen als auch bei Säugetieren Immunreaktionen (einschließlich Antikörperproduktion) auszulösen. Es ist möglich, dass ES-Proteine von Anisakis-Fadenwürmern, insbesondere von Anisakis simplex, bei der Behandlung von Krankheiten, die mit dem Immunsystem zusammenhängen, zum Einsatz kommen könnten.

Mögliche Therapien für Krankheiten, die mit dem Immunsystem zusammenhängen

Spulwurmlarven weisen genetische Codes für diverse immunregulatorische Produkte auf, die es dem Parasiten erlauben, dem Immunsystem des Wirts zu widerstehen, und die ES-Produkte der Anisakis-Fadenwürmer weisen vermutlich ähnliche Eigenschaften auf. Mit einem experimentellen Mausmodell für Asthma, das von einem Allergen (APAS-3) ausgelöst wird, wurde gezeigt, dass ein ES-Protein in einer bronchoalveolären Lavagen-Flüssigkeit (BAL) die Reaktion der Typ-2-T-Helferzellen reduzieren, die Zellmigration hemmen, die Zytokinexpression unterdrücken und die Chemokinproduktion reduzieren konnte.

Das Team hebt hervor, dass eine anaphylaktische Immunreaktion auf Erdnüsse bei einem Mausmodell ebenfalls zum Teil von A. simplex oder A. lumbricoides gehemmt wurde, während für ES-Wirkstoffe von Anisakis gezeigt wurde, dass sie die Expression genetischer Codes für entzündliche Zytokine reduzieren. Des Weiteren hat eine aktuelle Studie die immunregulatorischen Auswirkungen von ES-Antigenen von A. simplex bei einem Kolitis-Zebrafisch-Modell demonstriert. Laut dem Paper legen diese Ergebnisse nahe, „dass das immunregulatorische Potenzial der Anisakis-ES-Moleküle durch geeignete biochemische Techniken möglicherweise weiterhin erforscht und genutzt werden kann, um Entzündungserkrankungen vorzubeugen und/oder zu behandeln.

Die Forscher von PARAFISHCONTROL (Advanced Tools and Research Strategies for Parasite Control in European farmed fish) arbeiten auf das Ziel hin, die Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Aquakulturindustrie zu verbessern. Wie in dem kürzlich veröffentlichten Paper dargelegt, erweitern sie dazu unser Verständnis von der Interaktion zwischen Fischen und Parasiten und entwickeln innovative Lösungen und Instrumente zur Prävention, Kontrolle und Migration der schädlichsten Parasitenspezies, die die am häufigsten in Europa gezüchteten Fische befallen.

Weitere Informationen:
Projektwebsite

Datum der letzten Änderung: 2017-10-14 17:15:01
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