Die Wirkung von Sonnenlicht auf Muschelpopulationen

Um die Dynamik von Populationen wirbelloser Meerestiere verstehen zu können, müssen die Umweltfaktoren erkannt werden, die sich auf die Ansiedlung junger Exemplare dieser Tiere auswirken. Nun fließen von der EU geförderte Forschungsarbeiten in eine neue Studie ein, in der drei Umweltfaktoren untersucht werden, um anhand dieser die Gegenwart und Anzahl von Larven prognostizieren zu können.

Forscher untersuchten die Auswirkungen dreier Umweltfaktoren – Sonneneinstrahlung, gemittelte Windstärke und Wasserablauf vom Festland – auf die Ansiedlungsmuster der Mittelmeer-Miesmuschel Mytilus galloprovincialis und veröffentlichten ihre Erkenntnisse jüngst in der Fachzeitschrift Scientific Reports. Den Ergebnissen zufolge wirkt sich die Sonneneinstrahlung indirekt auf den Ansiedlungsvorgang aus, weshalb die Forscher vorschlagen, diese meteorologische Variable bei der Prognose von Muschelvorkommen heranzuziehen.

Am Meeresboden lebende Wirbellose stimmen ihren Fortpflanzungszyklus aufeinander ab, um für ihren Nachwuchs optimale Überlebenschancen sicherzustellen. Je länger ein Lebewesen im Larvenstadium verbleibt, desto stärker ist ihr Überleben bedroht, etwa durch Fressfeinde oder Strömungen an ungünstige Orte. Werden die Faktoren festgestellt, die sich auf Dauer und Beginn dieses Zyklus auswirken, kann genauer verstanden werden, wie sich Umweltveränderungen unter Umständen auf die Dynamik dieser Populationen auswirken.

Der Einfluss von Sonneneinstrahlung

Das Team konnte ein funktionales generalisiertes additives Modell erstellen, das sich für Assoziationsstudien zwischen einer Skalarantwort und einem funktionalem Prädiktor eignet. Dieses Modell berücksichtigt den Einfluss der drei oben genannten Umweltfaktoren und kann Muschelvorkommen prognostizieren. Die Ergebnisse, zu denen auch das EU-geförderte Projekt CLIMEFISH beitrug, zeigen, dass Anfang und Ende eines Ansiedlungszyklus anhand der Sonneneinstrahlung einen Monat im Voraus vorhergesagt werden können. Die Sonneneinstrahlung während des späten Winters erhöhte indirekt die Intensität der einsetzenden Ansiedlung.

Über fünf Jahre hinweg beobachteten die Forscher wöchentlich Ansiedlungen der Mittelmeer-Miesmuschel an künstlichen Substraten, um die jährlichen Schwankungen der Ansiedlungsmuster festzustellen. Frühere Studien waren hauptsächlich auf den Zusammenhang zwischen Ausbreitung und Hydrodynamik gerichtet, um das zeitliche Muster der Ansiedlung mit den Fortpflanzungszyklen in Beziehung zu bringen. In der wissenschaftlichen Arbeit mit dem Titel „Solar irradiance dictates settlement timing and intensity of marine mussels“ wird die Ansiedlung von Muschellarven weiter beleuchtet. Hierbei handelt es sich um eine wichtige Phase im Lebenszyklus der Tiere, da sie das Larvenstadium mit der benthischen Lebensphase verbindet.

Auswirkungen der Ergebnisse

Muscheln kommen an vielen felsigen Küsten auf der ganzen Welt in großer Zahl vor und spielen für viele Organismen sowohl als Lebensraum als auch als Beute eine wichtige Rolle. Darüber hinaus ist die Muschelzucht wirtschaftlich interessant, laut dem Paper zeichnet sich beispielsweise die nördliche Grenze des Auftriebssystems im Kanarenstrom durch hohe Muschelproduktion aus.

Mit dem CLIMEFISH-Projekt soll vor dem Hintergrund der Klimaveränderung sichergestellt werden, dass die Meeresfrüchteproduktion in geeigneten Gebieten und mit den passenden Spezies auf nachhaltige Weise gesteigert wird. So soll auch zur nachhaltigen Entwicklung ländlicher Küstenorte beigetragen und die dortige Beschäftigungsquote erhöht werden.

Weitere Informationen:
CORDIS-Projektseite

veröffentlicht: 2017-05-16
Kommentare


Privacy Policy