Wie Zuchtfische mit Stress umgehen

Fische weisen physiologische Mechanismen und Verhaltensmechanismen auf, um mit Stress umzugehen. Europäische Fischbiologen verfolgen einen neuen Ansatz, um zu untersuchen, wie drei Zuchtfischarten auf verschiedene Zuchtverfahren hinsichtlich Wohlergehen und Stress reagieren.

Im Zuge des Projekts COPEWELL (A new integrative framework for the study of fish welfare based on the concepts of allostasis, appraisal and coping styles) wird das komplexe Verhältnis zwischen Gehirn, Funktion, Verhalten, Physiologie und adaptiver Plastizität untersucht. Die Zielarten zählen zu den drei wichtigsten Zuchtfischen in Europa: Der Atlantische Lachs (Salmo salar), der Europäische Wolfsbarsch (Dicentrarchus labrax) und die Goldbrasse (Sparus auratus).

Das Projekt zielte darauf ab, das Wissen über die grundlegenden Mechanismen zu vertiefen, die der individuellen Variabilität hinsichtlich der Anpassungsfähigkeit und des Verhaltens zugrundeliegen. Forscher haben die Ontogenese der Stressachse untersucht und wichtige Elemente der Stressreaktionen sowie in verschiedenen Teilen des Fischhirns induzierte Veränderungen ermittelt. Hierbei standen vor allem der Telencephalon, der Hypothalamus und die Hypophyse im Fokus. Indem Fische Stressoren verschiedener Art, Intensität und Vorhersagbarkeit ausgesetzt wurden, bewerteten die Wissenschaftler die allostatische Last – das heißt, die physiologische Summe der insgesamten „Verschleiß- und Abnutzungsspuren“ der Fische infolge von Stress im Vergleich zu Einzelexemplaren, die eine andere Bewältigungsstrategie verfolgen. Es wurden ferner Instrumente bestimmt, um basierend auf einer Bewertungstheorie (z. B. Auswahl spezifischer Standorte basierend auf positiver/negativer Reizerwartung) in Erfahrung zu bringen, wie die Fische auf deren Umwelt reagieren. Diese Untersuchungen liefern ein Verständnis zum subjektiv erfahrenen Wohlergehen als herausgebildeter Überlebensmechanismus.

Es wird damit gerechnet, dass COPEWELL unter anderem ein besseres Verständnis darüber ermöglicht, wie Fische deren Umgebung wahrnehmen und mit deren Umwelt zurechtkommen und wie sich deren Gehirnfunktionen entwickeln und dass ein funktionaler Rahmen zum Verhalten und der Stressreaktion hinsichtlich der verschiedenen Zuchtverfahren und Aufzuchtmethoden für Zuchtfische bereitgestellt wird. Dies wird ebenfalls dabei behilflich sein, in Erfahrung zu bringen, wie und zu welchem Zeitpunkt sich kurze oder lange Stressepisoden in einem frühen Lebensstadium auf das Wohlergehen und die Qualität von Jungfischen und adulten Fischen auswirken.

Die Projektergebnisse sollen einen wesentlichen Beitrag für die Zuchtverfahren und Aufzuchtmethoden in Fischzuchtbetrieben leisten. Dies soll zu höheren Fischerträgen führen und gleichzeitig das Wohlergehen von Fischen verbessern.

veröffentlicht: 2016-01-13
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