Neue Impfstoffe gegen Parasitenkrankheiten bei Nutztieren

Eine internationale Allianz trieb die Entwicklung eines kommerziellen Impfstoffs gegen den roten Magenwurm (Haemonchus contortus) voran, der zu den pathogensten Nematoden bei Wiederkäuern gehört. Damit steht seit mehr als 50 Jahren Impfstoffforschung erstmals ein kommerzieller Nematodenimpfstoff für Nutztiere und Menschen zur Verfügung.

Wurminfektionen verursachen hohe Verluste in der Nutztierhaltung, da Atemwegsinfektionen wie auch eingeschränkte Verdauungs- und Leberfunktionen das Tierwohl beeinträchtigen. Meist wird medikamentös gegengesteuert, wobei Arzneimittelresistenzen immer mehr zum Problem werden. Als Alternative würden Impfungen in Frage kommen, die bis zu dieser Studie allerdings nicht zur Verfügung standen.

Unter Ägide des EU-finanzierten Konsortiums PARAVAC (Vaccines against helminth infections) untersuchten Experten weltweit insgesamt sechs Parasiten: - H. contortus, Ostertagia ostertagi, Cooperia oncophora (Fadenwurm bei Rindern), Fasciola hepatica (Leberegel), Dictyocaulus viviparous (Lungenwurm) und Echinococcus granulosus (Hundebandwurm).

Um effektive Impfstoffe herstellen zu können, muss genau geklärt sein, wie die Impfstoffwirkung erzeugt wird, insbesondere die Avidität der erzeugten Antikörper und die Art der Effektorzellen, die aktiviert werden. Intensiv wurde an der jeweiligen Immunantwort geforscht, die durch jeden untersuchten Impfstoff induziert wurde.

Die Wirksamkeit der Impfstoffe wurde in Tierversuchen getestet. Parameter waren dabei Parasitenlast, Wachstumsrate, körperlicher Zustand und Tierwohl. In den Studien erwiesen sich die Prototypenvakzine gegen C. oncophora, H. contortus und F. hepatica als sehr wirksam.

In weltweiten Feldversuchen wurde danach die Wirksamkeit der Impfstoffe von PARAVAC genauer bewertet. Die Impfstoffe gegen Haemonchus und Cooperia waren im Feldversuch sehr effektiv. Ersterer erwies sich in Brasilien nicht nur gegen H. contortus bei Schafen als wirksam, sondern auch gegen H. placei und H. similis bei Rindern.

Sowohl der Haemonchus- als auch der Fasciola-Impfstoff wurde in großindustriellem Maßstab mit entsprechenden Qualitätskontrollen hergestellt. Mit Modellrechnungen wurden vor der Markteinführung Nützlichkeit und Kosteneffektivität der Impfstoffe demonstriert. Weitere Modelle gaben Aufschluss darüber, welche Leistungskenndaten von Impfstoffen gegen bestimmte Parasiten benötigt werden.

Der Haemonchus-Impfstoff wurde nach seiner Markteinführung im Jahr 2014 in Australien von den Produzenten so gut akzeptiert, dass inzwischen auch ein Antrag für die Impfstoffproduktion in Südafrika vorliegt. PARAVAC förderte in hohem Maße die Entwicklung sicherer und wirksamer Impfstoffe für die Kontrolle, Reduzierung und Behandlung bedeutsamer Wurminfektionen bei verschiedenen Nutztieren. Für alle im Projekt untersuchten Parasiten wurde bereits eine Marktanalyse durchgeführt, die den Weg für weitere Forschungen ebnet.

veröffentlicht: 2015-12-17
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