Forschungen zur EU-Agrarpolitik

Daraus, wie das politische System der EU die Interessen von organisierten landwirtschaftlichen Lobbygruppen verarbeiten konnte, lassen sich Erkenntnisse über Prozesse der Richtlinienerstellung und Reformierung innerhalb der EU gewinnen.

Das Projekt AGRIREFORM (Farmers in Brussels: Agricultural interest groups and the Common Agricultural Policy, 1967-1992) untersuchte die Rolle und den Einfluss von organisierten landwirtschaftlichen Interessengruppen. Diese Gruppen und die Macht, die sie ausübten, trugen vor 1992 dazu bei, umfassendere Reformen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zu verhindern. GAP ist die älteste und umstrittenste und gleichzeitig die wichtigste öffentlichen Ordnung der heutigen EU. Ende der 1960er Jahre führte Überproduktion zu einem steilen Anstieg der Agrarausgaben. Die kostspieligen Subventionen der Politik waren starke Anreize für ihre Reformierung und die Europäische Kommission versuchte seit den späten 1960er Jahren wiederholt, die GAP zu überarbeiten.

Im dem Projekt wurde untersucht, wie und in welchem Umfang sich die Interessen der Landwirte und deren organisierten Vertreter in Reaktion auf die europäische Politik und die Reformversuche der Europäischen Kommission veränderten. Die Forscher nahmen die Europäisierung und Institutionalisierung der landwirtschaftlichen Interessen in Augenschein. Eine detaillierte Analyse der Veränderungen der landwirtschaftlichen Organisationen wurde durchgeführt und ergab, dass die Mitgliedstaaten ihre landwirtschaftlichen Präferenzen eher im europäischen und nicht im rein nationalen Sinne neu definierten.

Zwei Fallstudien zu landwirtschaftlichen Rohstoffen (Getreide und Milch) wurden ebenfalls untersucht. Diese lieferten wesentliche Erkenntnisse zu der Frage, warum und wie die Bauernorganisationen auf nationaler und gemeinschaftlicher Ebene radikalen Reformanstrengungen durch die Europäische Kommission widerstehen konnten. Darüber hinaus boten sie einen Einblick in den allmählichen Rückgang der Macht der Bauernlobby.

Das Forschungsteam konsultierte eine breite Palette von Archiven und anderen Quellen, um die notwendigen empirischen Beweise zu sammeln. Insbesondere eine Reihe von semi-strukturierten Interviews mit wichtigen Vertretern der Bauerngruppen und Beamten der Europäischen Kommission trugen persönliche Ansichten zum politischen Einfluss von Bauernorganisationen bei.

veröffentlicht: 2015-10-02
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