Die Ökologie von Früchten, die unter der Erde reifen, ist geklärt

Es wird erwartet, dass die Art, wie eine Pflanze ihre Samen streut, einen wesentlichen Einfluss auf ihre geographische Verbreitung und den Grad ihrer Anpassung an das lokale Umfeld hat. Diese Hypothese wurde jedoch weder empirisch überprüft noch weiß man genau, warum eng verwandte Organismen sich in ihrem Streuungsverhalten unterscheiden.

Mit dem EU-finanzierten Projekt TEE-OFF (The evolutionary ecology of underground fruits) wollte man untersuchen, warum manche Organismen sich nicht ausbreiten. Aus diesem Grund verglich man Pflanzen mit unter der Erde reifenden (geokarpen) Früchten, die sich nicht verbreiten, mit ähnlichen Taxa, deren Früchte an der Luft reifen und die sich leicht verbreiten. Man glaubt, dass unter der Erde reifende Früchte sich optimal an das lokale Umfeld anpassen und sich (Charles Darwin zufolge) vor Prädation durch Schädlinge wie Käfer und Rüsselkäfer schützen können.

Man verwendete für das Projekt zwei Hülsenfruchtarten, die in Europa angebaut werden (Lathyrus amphicarpos und Vicia amphicarpa) sowie deren nächste Verwandte. Man wollte so bestimmen, inwiefern die Streuung ein Produkt der Anpassungsprozesse, der phänotypischen Plastizität (Veränderung als Reaktion auf Umweltveränderungen) oder der genetischen Divergenz ist.

Anhand der Beobachtungen stellte man fest, in welchem Ausmaß das Streuungsverhalten die geografische Verbreitung von Pflanzen beeinflusst. Man konnte so auch bestimmen, ob spezifische Streuungsbedingungen in bestimmten Umgebungen einen evolutionären Vorteil bieten und wie sich die Streuung infolge von Prädation verändert.

Die Ergebnisse zeigten, dass gemischte Streuungsstrategien, die von amphikarpen Pflanzen (die zwei Fruchtarten produzieren) verfolgt werden, sich bei unvorhersehbaren Bedingungen anpassen. Eine begrenzte Streuung, wie bei den geokarpen Pflanzen, passt sich nur unter ganz bestimmten Bedingungen an, beispielsweise, wenn die Umgebung äußerst unberechenbar und die Wahrscheinlichkeit einer lokalen Ansiedlung sehr hoch ist.

Es wurde auch untersucht, welche Rolle die Geokarpie bei der Vermeidung von Prädation spielt, und es zeigte sich, dass unter der Erde reifende Früchte stärker durch Prädation gefährdet sind als an der Luft reifende Früchte. Darüber hinaus können sie ihre Gesundheit nicht gewährleisten, wenn sie von Schädlingen bedroht werden. Unter der Erde reifende Hülsenfrüchte können sich jedoch der Aufmerksamkeit bestimmter saatfressender Insekten entziehen, die scheinbar nur an der Luft reifende Früchte befallen.

Die Erkenntnisse aus dem Projekt TEE-OFF liefern wertvolle Einblicke in die Evolutionsökologie der Streuung und können möglicherweise Anwendung in der Pflanzenzüchtung finden.

veröffentlicht: 2015-09-08
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