Wissenschaft im Trend: Hundebesitzer aufgepasst – neue Straßenlaterne wird mit Hundekot betrieben!

Die Ausscheidungen von Menschen und Tieren als Energiequelle zu nutzen, ist nicht neu; Dung wird seit der Jungsteinzeit als Brennstoff verwendet. Doch ein neues Pilotprojekt zeigt jetzt, dass Hundekot die Energie für unsere Straßenbeleuchtung liefern könnte.

Unsere Straßen müssen von Hundekot befreit werden, und wir benötigen umweltfreundlichere Beleuchtungsmethoden. Warum also nicht das eine Problem mit dem anderen lösen? Seit dem 17. Jahrhundert gewinnen wir brennbares Gas aus sich zersetzender Biomasse. Und nun unterstützten Geldmittel der „Malvern Hills Area of Outstanding Natural Beauty“ den Erfinder Brian Harper bei der Entwicklung der ersten mit Hundekot betriebenen Straßenlaterne des Vereinigten Königreichs. Das Konzept scheint, wie die Zeitung „The Guardian“ berichtet, sehr einfach zu sein: „(…) Hundehalter deponieren das Produkt des Gassi-Gehens hinter einer Klappe und drehen an einem Griff. Die Inhaltsstoffe werden dann in einer kleinen Biogasanlage von anaeroben Mikroorganismen zersetzt, wodurch Methan für die Straßenbeleuchtung frei wird und zudem noch Düngemittel entsteht.“

Harper sagte gegenüber der Zeitung, dass er nicht mehr sehen konnte, wie die kleinen Beutel, mit denen die Herrchen und Frauchen hinter ihren Hunden saubermachen, am Straßenrand liegen bleiben, weshalb er sich entschloss, etwas dagegen zu unternehmen. Jahrelange Entwicklung war erforderlich, doch nun beleuchten die Lampen den nahegelegenen Kamm der Malvern-Hügel. Am Fuß des Laternenpfahls befindet sich eine grüne Kiste, die wie eine Kreuzung aus Waschmaschine und Wetterstation anmutet. Harper schätzt, dass die Lampe mit zehn Kotbeuteln zwei Stunden lang brennen kann.

„Das Gaslicht weckt die Vorstellungskraft der Menschen und führt ihnen vor Augen, dass selbst Hundekot einen Wert hat“, sagte er gegenüber dem Guardian. „Damit bekommen wir sie [die Hundehaufen] von der Straße und in einen Behälter, in dem aus ihnen etwas Nützliches entsteht.“ Der nächste Schritt besteht darin, die für Stadtparks zuständigen Personen für diese Technologie zu interessieren.

Die Häufchen-Revolution ins Rollen bringen

Kleine anaerobe Biogasanlagen sind in vielen Entwicklungsländern weit verbreitet, und auch im Westen werden schon lange größere Anlagen betrieben, mit denen aus tierischen und menschlichen Fäkalien Wärme und elektrischer Strom erzeugt wird. Dennoch geht die Energie, die aus Exkrementen gewonnen werden könnte, größtenteils verloren. Dem Guardian zufolge wurde diese im Überfluss vorhandene Ressource bislang nicht im großen Stil genutzt, da fossile Brennstoffe durch Subventionen günstig verfügbar waren. Harper führt eine neue Bewegung von Vorkämpfern an, die raffinierte Möglichkeiten finden, die den Fäkalien innewohnende Energie nachhaltig nutzbar zu machen.

Im britischen Bristol führte GENeco, eine Tochtergesellschaft von Wessex Water, die berühmte Bio-Bug-Studie durch, in der ein VW Käfer umgerüstet wurde, sodass er mit aus menschlichem Kot gewonnenem Methan betrieben werden kann. Mit einer Tankfüllung hat er eine Reichweite von 300 km, und im Vergleich zu den mit fossilen Brennstoffen angetriebenen Modellen stößt er deutlich weniger Kohlenstoffdioxid aus und trägt in geringerem Maße zur Luftverschmutzung bei. In Tests fuhr er zwischen Bath und Bristol Airport und anschließend – Englisch sprechende Leser mag es amüsieren – auf der Strecke von Bristols Buslinie „Number 2“. Die Nutzung von Biomethan aus Abwasseranlagen für Kraftfahrzeuge ist in anderen Ländern weiter verbreitet, zum Beispiel in Schweden.

In Kanada stellen Behörden zudem ähnliche Überlegungen an wie Harper. In Waterloo, Ontario, werden Hundehalter, die ihre Tiere in städtischen Parks ausführen, gebeten, die Fäkalien aufzusammeln und in Speichereinheiten aus Beton zu werfen. Diese werden geleert, und aus den Inhalten wir in einer großen zentralen Anlage Methan erzeugt. „Das separate Sammeln von Hundekot verhindert, dass dieser unsere Widerverwertungsströme kontaminiert, da er nicht auf den Mülldeponien landet“, sagt Jeff Silcox-Childs, der in Waterloo für Umwelt und Stadtparks zuständig ist.

veröffentlicht: 2018-01-05
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