Bessere ökologische Folgenabschätzungen sind gefragt

Eine EU-Untersuchung hat neue Methoden zur Bewertung der ökologischen Auswirkungen der Lebensmittel- und Getränkeproduktion in Europa nutzbar gemacht. Das Team konnte zeigen, dass die meisten Methoden den regionalen Unterschieden nicht gerecht werden. Es empfahl im Folgenden Datenbankabänderungen und entwickelte ein Softwareinstrument.

Für Europa ist der Lebensmittel- und Getränkesektor wirtschaftlich wichtig. Die Branche beeinflusst jedoch überdies stark die Umwelt und ist für bis zu 30 % der europäischen Treibhausgasemissionen und etwa 75 % der Eutrophierung verantwortlich.

Das EU-finanzierte Projekt SENSE (Harmonised environmental sustainability in the European food and drink chain) zielte darauf ab, ein sektorspezifisches System zur Umweltverträglichkeitsprüfung zu liefern. Zu den Zielvorgaben zählte die Bewertung existierender Methoden und die Bereitstellung eines integrierten Systems, das regionale Überwachungs- und Rückverfolgungsdaten vernetzt. Das System sollte ein Zertifizierungsprogramm integrieren.

Aus der Untersuchung der harmonisierten Folgenabschätzungsmethodik ergaben sich mehrere Schlussfolgerungen. Erstens hat die landwirtschaftliche Produktion die größten Auswirkungen. Daher hängt die Gesamtumweltbilanz über den Lebenszyklus hinweg von Veränderungen in der Landwirtschaft ab. Zusätzlich variiert die Einflussnahme regional. Ergebnis einer Überprüfung war, dass die meisten vorhandenen Methoden für die regionale Komplexität ungeeignet sind und möglicherweise zu Fehlern und Unsicherheiten führen. Außerdem ist es schwierig, Bestandsdaten zu erhalten, welche die erforderliche räumliche Auflösung aufweisen.

Eine Untersuchung der Energieströme ergab, dass die Datenbanken aktualisiert werden müssen, um die Regionalisierung zu berücksichtigen. Daher zog das Team die Schlussfolgerung, dass bestimmte bodengestützte Modelle und Bewertungsverfahren noch nicht zur Regionalisierung geeignet waren, während sich mehrere wassergestützte Modelle als brauchbar erwiesen.

Die Forscher ermittelten, dass, während Umweltfragen mit bestimmten Produkten verknüpft werden können, soziale Fragen mit bestimmten Unternehmen in Verbindung gebracht werden. Von daher sind Erfassung und Bewertung von sozialen und umweltbezogenen Daten nicht vergleichbar.

Eine Untersuchung der öffentlichen Kommunikation zeigte, dass die Verbraucher zwar möglicherweise wünschen, nachhaltig zu handeln, sie aber nicht wissen, ob ihre Handlungen nachhaltig sind. Außerdem existieren viele verschiedene Wahrnehmungen der Nachhaltigkeit. Diese Situation bringt den Verbraucher in eine Zwickmühle, die Auswirkungen auf den Projektansatz hat.

Ein neues Softwareinstrument vereinfacht die Datenerfassung. Vom Projekt entwickelte Leitlinien unterstützen gleichermaßen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in diesem Prozess. Um Vergleichbarkeit herzustellen, wurde das Instrument anhand von drei realen Fällen überprüft, in denen zuvor die Lebenszyklusbilanz abgeschlossen worden war. Die Validierungsphase verlief erfolgreich, und das Instrument wurde folglich für den Einsatz bei der Bewertung in mehreren Lebensmittelsektoren empfohlen. Endergebnis war eine Politik- und Governance-Roadmap zur Umsetzung.

Das SENSE-Instrument unterstützt nun die KMU bei der Verbesserung der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit des Lebensmittel- und Getränkesektors. Es senkt die Kosten und steigert die Effizienz sowie hilft den Unternehmen dabei, Gesetze und Richtlinien einzuhalten.

veröffentlicht: 2016-02-04
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