Ein neues Modellierungsprogramm soll Aufschluss über die Belastung von Mensch und Umwelt mit chemischen Schadstoffen geben. Das neue Tool integriert Multimedia, PBPK und Dosis-Wirkungs-Modelle, um alle Expositionsphasen zu berechnen.
 
Nur wenn Art und Ausmaß der Exposition bekannt sind, können Risiken, die
 Umweltschadstoffe für die menschliche Gesundheit bergen, richtig 
eingeschätzt werden. Da immer neue Expositionspfade enthüllt werden wie 
auch die Gefahren, die von chemischen Schadstoffen ausgehen, sind auch 
neue Methoden gefragt, um den immer komplexeren Expositionsszenarien zu 
begegnen und Grenzwerte festzulegen.
Bei der Bewertung menschlicher Gesundheitsrisiken ist die 
Expositionsanalyse aus folgenden Gründen meist die größte Schwachstelle:
 Mangel an integrierten Ansätzen für kombinierte Stressoren (Gemisch), 
überkonservative und verbreitete Interpretation des 
"Worst-Case"-Szenarios, Analyse externer statt interner Exposition sowie
 niedrige Sensitivität/Unsicherheit bei Methoden zur Identifizierung 
wichtiger Expositionsfaktoren.
In Reaktion darauf entwickelte das 4FUN-Projekt nun die hochmoderne 
Modellierungssoftware MERLIN-Expo. Diese Software verfügt über 
zahlreiche Funktionen wie die Integration von Multimedia- und 
PBPK-Modellen, was entscheidend für die künftige Festlegung von 
Grenzwerten ("Equivalent Biomonitoring Reference Doses") sowie der 
Gesamtexposition und internen Exposition für verschiedene 
Bevölkerungsgruppen ist. Vor allem kann die Kombinationswirkung besser 
eingeschätzt werden, wenn die Expositionsanalyse mehrere Pfade und 
Schadstoffe umfasst. Auch Unsicherheits- und Sensitivitätsanalysen 
werden verbessert, was für die Einhaltung von 
Risikobewertungsrichtlinien der WHO maßgeblich ist.
Das EU-finanzierte Projekt 
4FUN
 baut auf der zuvor entwickelten Modellierungssoftware 2Fun auf und 
simuliert die Exposition von Mensch und Umwelt gegenüber chemischen 
Schadstoffen.
2Fun war der Prototyp eines Simulationstools, das verschiedene 
Modelle der Expositionsanalyse integriert. Die Entwickler von 4FUN 
testen, verbessern und standardisieren nun die Software für die 
Markteinführung. Sie sollen die Zuverlässigkeit der Modelle verbessern 
und die Machbarkeit komplexer realistischer Szenarien anhand von 
Fallstudien und tatsächlichen Datensätzen demonstrieren.
4FUN wird ein Geschäftsmodell entwickeln, um die Software auf den 
Markt bringen, und Schulungen anbieten, um die langfristige technische 
und wirtschaftliche Tragfähigkeit zu gewährleisten.
Letztlich kann MERLIN-Expo-Software Regulierungsbehörden und 
Industrie Entscheidungshilfen geben und die Arbeit von Wissenschaftlern 
unterstützen, die zu Umwelt- und medizinischen Risiken chemischer 
Schadstoffe forschen.