Die Konzepte des Fest-Flüssig-Gleichgewichts (z. B. dass sich die
gleiche Menge einer Substanz auflöst, die im festen Zustand eingelagert
wird), sind bei der Bewertung der nuklearen Sicherheit entscheidend. Bei
den Standardkonzepten werden die langsamen Gleichgewichtsvorgänge nicht
berücksichtigt, was zu übermäßig konservativen oder, in manchen Fällen,
zu übermäßig optimistischen Risikobewertungen führen kann.
Das EU-finanzierte Projekt
SKIN
war darauf ausgerichtet, dieses Problem zu lösen, um Löslichkeitsdaten
im Kontext des Atommüllmanagements effektiver einsetzen zu können. Der
Schwerpunkt lag auf vierwertigen Actinoiden – AN(IV) – die aufgrund
ihrer geringen Löslichkeit oft als umweltimmobil erachtet werden. Es
sind keine Daten vorhanden, welche die langsamen thermodynamischen
Abläufe nahe des Gleichgewichts beschreiben.
Die SKIN-Wissenschaftler führten mit diesen Systemen eine große
Anzahl von Experimenten aus. Die Ergebnisse sind direkt relevant für die
Charakterisierung der Löslichkeitssteuerbarkeit, welche die maximale
Konzentration im Grundwasser sowie verbundene kalkulierte Dosen
beeinflusst. Die Forschungsarbeiten umfassten auch die Untersuchung
dynamischer Isotopenaustausche sowie spektroskopische Studien zur
Einlagerung von Radionukliden. Bei Letzerem wurden Aspekte der
Umkehrbarkeit und Unumkehrbarkeit betrachtet, welche mit den Mengen
freier Radioisotope, die sich im Grundwasser oder im Boden ausbreiten
könnten, zusammenhängen.
Sorption und Desorption an die bzw. von der Materialoberfläche ist
normalerweise reversibel, wohingegen die Einlagerung im festen Zustand
als irreversibel gilt. Es bestehen einige Ausnahmen, eine wichtige davon
ist die Unumkehrbarkeit der Sorption/Desorption von Caesium in reines
Illit. Jedoch konnten die SKIN-Wissenschaftler nachweisen, dass der
Vorgang bei eingebettetem Illit reversibel ist.
Dies könnte daran liegen, dass durch die Einbettung die Diffusion in
das Trägermaterial verhindert wird, oder dass im Rahmen des Experiments
der äußerst langsame, langfristige Diffusionsprozess nicht stattfinden
konnte. Mit den aktuellen geochemischen Sorptions- und
Desorptionsmodellen können solche langfristigen Entwicklungen noch nicht
beschrieben werden.
Ein sehr wichtiger Beitrag des Projekts besteht daher im Vergleich
der drei existierenden Modelle und der Entwicklung eines neuen Modells
der irreversiblen Spurenmineralaufnahme. Ein Verständnis der zeitlichen
Entwicklung der Löslichkeit und Sorption ist für Sicherheitsbewertungen
von entscheidender Bedeutung.
Durch das SKIN-Projekt wurde eine wissenschaftliche Methodik zur
Bestimmung des Ausmaßes der irreversiblen Einlagerung von Radionukliden
in Mineralien nach anfänglicher Oberflächenadsorption entwickelt. Dies
wird zur Qualifizierung des Konservatismusgrades bei
Sicherheitsbewertungen beitragen und die sichere und großflächigen
Umsetzung sauberer und kosteneffektiver Kernkraft beitragen.