"Das Phänomen des sinkenden Wirkungsgrades ist bekannt, die genauen 
Ursachen sind aber unklar." Kommen Solarzellen in die Jahre, erzeugen 
sie immer weniger Strom, wie sie weiter ausführt. "Derzeit gehen etwa 
20% Wirkungsverlust auf diesen Effekt zurück, und die Gründe hierfür 
liegen noch im Dunkeln. Die Hersteller versuchen, diese Nachteile durch 
bessere Qualität, aber auch teureres Material oder neue Dotierelemente 
im Silizium zu überwinden, bis heute allerdings gibt es keine 
kostengünstige Lösung."
Und an dieser Stelle kommt Prof. Savins ihre elektrotechnische 
Ausbildung zugute: nach dem Studium der Mikroelektronik am 
Technologieinstitut der Universität Helsinki (TKK) koordiniert sie 
derzeit die Forschungsgruppe für Elektronenphysik am Institut für Mikro-
 und Nanowissenschaften der Elektrotechnischen Hochschule der 
Universität Aalto in Finnland.
Anziehung von Kupferionen als Lösungsansatz
Seit einigen Jahren überschneiden sich die Fachbereiche 
Mikroelektronik und PV-Technologie (Silizium-Photovoltaik-Solarzellen), 
da meist gleiche Materialien und Techniken verwendet werden. Prof. Savin
 will nun auf früheren Forschungsergebnissen aufbauen, um ein 
fortdauerndes Problem in diesem relativ jungen Fachbereich zu lösen.
"Ich bin überzeugt, die Ursache für den sinkenden Wirkungsgrad sind 
Kupfereinschlüsse im Silizium, die auf das Sonnenlicht reagieren und die
 Leistung mindern", erklärt sie. "Im Silizium großer PV-Zellen ist meist
 Kupfer enthalten, was entweder auf bestehende Unreinheiten oder den 
Produktionsprozess selbst zurückzuführen ist. Indem es sogar bei 
Raumtemperatur durch das Silizium diffundiert, verändert es seine Lage 
im Silizium."
"In meiner Doktorarbeit befasste ich mich näher mit der Wirkung von 
Kupfer in der Mikroelektronik, insbesondere Kupferkontaminationen in 
Silizium", fährt sie fort. "Mittels Licht erzeugte ich elektrische 
Aktivität in dem Kupfer. Zuerst einmal sollte dieser Effekt demonstriert
 werden. Nun aber ist meine Hypothese, dass Kupfer auch für den 
sinkenden Wirkungsgrad verantwortlich ist, den Hersteller von 
Solarzellen natürlich gern unterbinden würden. Treffen die 
Sonnenstrahlen auf die PV-Zelle auf, wird das eingeschlossene Kupfer 
aktiv, verändert seine Position und lagert sich zusammen. Die 
entstehenden Klümpchen werden immer größer, was die PV-Zellen schädigt 
und den Stromfluss unterbricht."
Die Forschergruppe um Prof. Savin arbeitet daher an einer Methode, 
sich negative Ladung auf der Siliziumoberfläche zunutze zu machen. Dabei
 kommen die Isoliereigenschaften der oxidierten Schutzfolie, wie sie bei
 den meisten PV-Zellen üblich ist, zum Tragen. So werden die Kupferionen
 zur Oberfläche gezogen und können sich nicht zusammenlagern, um den 
Stromfluss zu unterbrechen.
"Der Wirkungsgrad sinkt langsam, daher dauern die Versuche mehrere 
Tage", erklärt sie. "Mit dem Förderpreis des ERC können wir in den 
nächsten fünf Jahren nach einer Lösung für dieses Problem suchen und 
werden dabei durch einen Postdoktoranden und einen Doktoranden 
unterstützt. Auch stellt uns Micronova spezielle Technik zur Verfügung, 
um Kupferkontaminationen zu überwachen."
Micronova ist Finnlands nationale Forschungsinfrastruktur für Mikro-
 und Nanotechnologie unter Ägide des Technischen Forschungszentrums VTT 
und der Universität Aalto. Mit der speziellen Technik kann Prof. Savin 
untersuchen, wie sich Kupfereinschlüsse im Silizium auswirken und dabei 
andere Kreuzkontaminationen außer Acht lassen.
"Meine Arbeit ist Grundlagenforschung, aber die Produktionskapazität
 und der Markt für Photovoltaiktechnologien ist riesig. Wenn es 
funktioniert, wird der Erfolg auf technologischer Ebene enorm sein, mit 
vielen neuen Anwendungsmöglichkeiten“, sagt sie. "Aber selbst wenn die 
industrielle Umsetzung ausbleibt, ist die Ursachenforschung an sich 
schon ein gutes Ergebnis und fördert neue und bessere Lösungsansätze." 
Nach Wasser- und Windkraft ist die in Solarzellen umgewandelte 
Sonnenenergie der drittgrößte erneuerbare Energieträger – mit weltweit 
mehr als 100 GW an installierter Kapazität. Mit der Fortführung ihres 
Projekts könnte Prof. Savin dazu beitragen, die Vision der Erzeugung 
zuverlässiger erneuerbarer Energien Wirklichkeit werden zu lassen.
"Mein Traum ist es, dass die PV-Branche weltweit die von mir entwickelte Technologie nutzt", fügt sie abschließend hinzu.
- Quelle: Prof. Hele Savin
- Projektkoordinator: Aalto University School of Electrical Engineering, Finnland
- Projekttitel: Riddle of light-induced degradation in silicon photovoltaics
- Projektakronym: SOLARX
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Institutionswebsite- RP7 Finanzierungsprogramm (ERC-Aufforderung): Starting Grant 2012
- Finanzierung durch die EK: 850 000 EUR
- Projektdauer: 5 Jahre